Internationale Pressestimmen zum Nahost-Konflikt
Gaza/Jerusalem (APA/dpa) - Internationale Tageszeitungen schreiben am Montag über den Nahost-Konflikt:...
Gaza/Jerusalem (APA/dpa) - Internationale Tageszeitungen schreiben am Montag über den Nahost-Konflikt:
„Hospodarske noviny“ (Prag)
„Der Krieg im Gazastreifen lässt sich mit vielen Schlagwörtern beschreiben, aber eines scheint besonders passend und zugleich traurig: Er ist unnötig. Keiner der beiden Gegner wird seine Ziele erreichen können. Israel wird nicht alle Waffen der Hamas vernichten und den Abschuss von Raketen nicht dauerhaft verhindern können. Es kann damit nur kurzfristig erfolgreich sein, weil die Terroristen ihre Arsenale rasch wieder auffüllen. (...) Ins Reich der Träume gehört der Einfall, den Gazastreifen in eine für Israel ungefährliche demilitarisierte Zone zu verwandeln. Die Hamas wird ihre Forderungen nach ungehindertem Zugang zum Tempelberg für Gaza-Bewohner und einem Ende der Blockade ebenfalls nicht durchsetzen können.“
„Dernières Nouvelles d‘Alsace“ (Straßburg):
„(Eine Lösung) bleibt allerdings unmöglich, so lange die Islamisten im Gazastreifen an der Macht bleiben und ein einziges Ziel verfolgen: die Zerstörung Israels. Die Türen den erklärten Feinden zu öffnen, ist unvorstellbar. Fügen wir hinzu, dass - psychologisch - die Regierung in Jerusalem den palästinensischen Extremismus mit ihrer Politik der Kolonisierung, die das Westjordanland aushöhlt, auf den Höhepunkt getrieben hat. Also welcher Ausweg? Die Militäroperation bis zum Ende fortzusetzen, wird vor allem der (radikalislamischen) Hamas neue Propagandasiege bringen. (...) Die Sackgasse scheint im Moment vollkommen. (...)“
„Le Journal de la Haute-Marne“ (Chaumont):
„(...) Zwei propalästinensische Demonstrationen verboten (...) und jedes Mal Äußerungen und Ausschreitungen, die es einem kalt den Rücken herunterlaufen lassen. (...) diese Guerilla-Szenen erinnern uns an die Komplexität des Konflikts, der die zwei Seiten rund um den Gazastreifen gegenüberstellt. Aber auch an all seine Gefährlichkeit. Die Bombe ist dort schon explodiert. Hier ist sie mit einem Zeitzünder versehen. Es wäre jetzt illusorisch zu glauben, dass durch ein Verbot der Meinungsäußerung der Propalästinenser oder der Proisraelis das Problem de facto geregelt würde. (...)“
„Politiken“ (Kopenhagen):
„Netanyahus israelische Politik ist extrem gefährlich, weil sie auf der Illusion beruht, dass es eine rein militärische Lösung für Israels Sicherheitsproblem gibt. Es verhält sich genau umgekehrt. Jedes Mal, wenn es militanten palästinensischen Gruppen gelingt, eine militärische Konfrontation und blutige israelische Vergeltungsaktionen zu erzwingen, gibt es zwei sichere Verlierer: zivile Palästinenser und die israelische Sicherheit. Auf der anderen Seite gibt es keine Gewinner. Israel kann sich nicht zum Frieden bomben.“
„El Mundo“ (Madrid):
„Israel geht mit seiner Vergeltungsaktion für den Mord an drei Studenten durch die Hamas im Westjordanland zu weit. Es fehlt ein Vermittler, der genügend Einfluss besitzt und entschlossen ist, dem Massaker ein Ende zu machen. US-Außenminister John Kerry betont, Israel habe das Recht auf Selbstverteidigung. Aber diesmal übertreiben die Israelis ihre Strafaktion. Die UN, die USA, die EU und die arabischen Staaten sollten in diesem Konflikt mit einer Stimme sprechen und diesem Krieg ein Ende machen. Die Zahl der Toten unter den Palästinensern ist schon jetzt zu hoch.“
„Le Figaro“ (Frankreich):
„Die Eskalation der Gewalt beweist - falls das überhaupt notwendig war - dass die von Benjamin Netanyahu beschlossene Intervention trotz eng gesteckter Ziele erhebliche Risiken für die Zivilbevölkerung und für die israelischen Soldaten mit sich bringt. Um die Raketenabschussbasen außer Gefecht zu setzen und um die Dutzenden Tunnel zu zerstören, die die Hamas gebaut hat, um auf israelisches Gebiet zu gelangen, haben die Israelis begonnen, mehrere dicht bevölkerte Viertel im Osten der Enklave zu umzingeln. Diesen Truppenbewegungen geht in der Regel ein für die Bevölkerung schrecklicher Artilleriebeschuss bevor. Darüber hinaus werden die israelischen Soldaten aber Sturmangriffen palästinensischer Kämpfer ausgesetzt, die den Vorteil besser Ortskenntnisse haben und die sich unter die Bevölkerung mischen können, um ihren Gegner zu überraschen.“
„tageszeitung“ (Berlin):
„Die vergangenen Tage zeigten zudem, dass die vielen Stollen, die die Kämpfer der Hamas in israelisches Gebiet trieben, zu einer strategischen Bedrohung geworden sind. Doch am wichtigsten ist der politische Wandel: Die Hamas konnte nach jedem Waffengang aufrüsten, weil die Schmugglerroute im Sinai offen war. Das ist nicht mehr der Fall. Kairo hat den Sinai für die Islamisten dicht gemacht. Sie werden Jahre brauchen, um sich wieder so auszustatten wie vor Beginn der Eskalation. So könnte ein begrenzter Einmarsch Israel einen längeren Waffenstillstand gewähren als jede frühere Operation. Was aber nur wirklich sinnvoll ist, wenn dieses Zeitfenster genutzt wird, um politische Lösungen voranzutreiben.“
„Neue Osnabrücker Zeitung“ (Deutschland):
„Der Vorstoß Ägyptens, beide Seiten an einen Tisch zu bekommen, ist kläglich an der Hamas gescheitert. Auch Katar, Frankreich und US-Außenminister John Kerry haben nichts ausrichten können. Blanke Sturheit bestimmt die Politik in Israel wie auch im Gazastreifen. Damit nicht genug. Selbst die zweistündige Waffenruhe, um Tote und Verletzte zu bergen, ist im Gewehrfeuer der Hamas verpufft. Da klingt es aberwitzig, dass sich die Hamas als Opfer sieht und Israel Staatsterrorismus vorwirft - hier sind offensichtlich einfachste Grundzüge von Humanität aufgegeben worden.“
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Deutschland):
Der Krieg im Gazastreifen wird mit jedem Tag blutiger. Schreckliche Bilder gehen um die Welt, aber ein Ende ist nicht in Sicht. Es ist ? abzusehen, dass sich die Hamas nach dem Ende des jüngsten Waffengangs erholen wird - wie von allen früheren Kriegen. Denn nach jedem Waffengang wuchs die Solidarität unter den Palästinensern, zumal viele Forderungen der Hamas nicht überzogen oder unrealistisch sind. So verlangt die Hamas, die Abrieglung des Gazastreifens zu lockern, damit die Wirtschaft endlich in Gang kommen kann? Ohne eine Perspektive für die Palästinenser im Gazastreifen wird es nie einen Frieden geben. Und allein mit Bodenoffensiven im Abstand mehrerer Jahre lässt sich der Raketenterror der Hamas gegen die israelische Zivilbevölkerung nicht vertreiben.