Mensch-Tier-Beziehung: Wissen verändert auch Sichtweise auf Tiere
Wien (APA) - Das zunehmende Wissen über die geistigen Fähigkeiten und die wachsende Integration von Tieren in therapeutische Maßnahmen steig...
Wien (APA) - Das zunehmende Wissen über die geistigen Fähigkeiten und die wachsende Integration von Tieren in therapeutische Maßnahmen steigere über lange Sicht auch ihr Ansehen in der Gesellschaft. Das erklärten Experten im Rahmen eines Pressegesprächs anlässlich der aktuell stattfindenden Weltkonferenz zur Forschung zu Mensch-Tier-Beziehungen (Anthrozoologie) in Wien.
Aus der Grundlagenforschung könnten indirekt wichtige Beiträge für ein besseres Zusammenleben von Mensch und Tier kommen. Vor allem die Erkenntnis, zu welch erstaunlichen kognitiven und in weiterer Folge auch sozialen Leistungen Tiere fähig sind, führe dazu, dass „sich in der Gesellschaft viel tut“, wie es der Mitorganisator der Konferenz mit dem Titel „Animals and Humans Together: Integration in Society“, Kurt Kotrschal, von der Universität Wien am Montag ausdrückte. „Der Umgang mit Tieren gibt Hinweise auf die Verfasstheit der gesamten Gesellschaft. Humane Gesellschaften haben immer auch etwas für Tiere übrig“, so der Verhaltensforscher und Buchautor.
Gerade im deutschen Sprachraum werde der Intellekt sehr geschätzt, erläuterte Andrea Beetz, die in Kotrschals Forschungsgruppe tätig ist. Dass seit einigen Jahrzehnten die Wissenschaft immer tiefere Einblicke darin gibt, wie nahe sich Tiere Menschen in vielerlei Hinsicht stehen, führe zur Wahrnehmung einer gewissen Ähnlichkeit. Das habe wiederum zu Folge, dass Tieren mancherorts mittlerweile mehr Wertschätzung entgegengebracht werde und die einst scharf gezogenen Grenzen zwischen Mensch und Tier ein wenig verschwimmen, so die Psychologin.
Je eher Menschen Tieren kognitive Leistungen zugestehen oder sie als beseelt wahrnehmen, umso öfter würden Menschen etwa auf Fleischkonsum verzichten, fügte Kotrschal hinzu. Trotz mancher positiver Tendenzen, gebe es bekannterweise extreme Defizite. Besonders dramatisch sei die Situation etwa im Bereich der Nutztierhaltung, waren sich die Experten einig.
Auch am Messerli Forschungsinstitut an der Veterinärmedizinischen (Vetmed), das gemeinsam mit der Uni Wien und der Medizin-Uni Wien betrieben wird, stehe die Frage im Mittelpunkt, „wie die Grundlagenforschung Beiträge zur Lösung gesellschaftlicher Probleme in der Beziehung zu Tieren“ leisten kann, erklärte der Sprecher des Instituts, Ludwig Huber. Zu den drei bestehenden Forschungsschwerpunkten am Messerli-Institut, der vergleichenden Kognitionsforschung, der Ethik der Mensch-Tier-Beziehungen und der vergleichenden Medizin, wird in naher Zukunft ein Schwerpunkt zur psychologischen Forschung an der Schnittstelle aufgebaut werden, so der Verhaltensforscher.
Neben der Wissenschaft habe auch der Einsatz von Tieren als Unterstützer in verschiedenen Therapieansätzen dazu geführt, dass Tiere in der Achtung der Menschen stiegen, so Carola Otterstedt von der deutschen „Stiftung Bündnis Mensch und Tier“. Über den „achtsamen Umgang“ mit Tieren werde mittlerweile insgesamt mehr nachgedacht, auch wenn das nicht automatisch heißt, dass sich die Situation tatsächlich verbessere, so ihr gemischter Befund.
(S E R V I C E - Der 23. ISAZ-Kongress findet noch bis 22. Juli am Biozentrum der Uni Wien in Wien-Alsergrund statt. Programm: http://isaz2014.univie.ac.at)