Mehr als 500 Palästinenser in Gaza-Offensive Israels getötet

Gaza (APA/Reuters) - Der seit zwei Wochen laufende Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen hat bereits me...

Gaza (APA/Reuters) - Der seit zwei Wochen laufende Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen hat bereits mehr als 500 Menschen das Leben gekostet. Israels Armee tötete am Montag nach eigenen Angaben mindestens zehn Hamas-Kämpfer, die durch zwei Tunnel in Israel eingedrungen seien. Immer wieder werden auch Zivilisten Opfer der israelischen Bombenangriffe auf vermutete Hamas-Stellungen.

Auf israelischer Seite gab es bisher 20 Tote, die meisten davon Militärangehörige. Der Weltsicherheitsrat verlangt eine sofortige Waffenruhe. Auch der UNO-Menschenrechtsrat will am Mittwoch auf Drängen Ägyptens, Palästinas und arabischer Staaten eine außerordentliche Sitzung abhalten. Diplomatischen Bemühungen blieben bisher ohne Erfolg. US-Außenminister John Kerry wurde zu neuen Vermittlungsgesprächen in der Region erwartet.

Nach tagelangem Raketenbeschuss durch die Hamas und Gegen-Bombardements der israelischen Luftwaffe hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Donnerstag die Bodenoffensive befohlen. Als militärisches Ziel wurde ausgegeben, dass weitverzweigte Tunnelsystem der Hamas zu zerstören und den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen zu unterbinden. „Wir werden so lange weitermachen wie nötig“, sagte Netanyahu. Allein am Sonntag wurden nach palästinensischen Angaben im Viertel Shejaia 50 Palästinenser getötet und 400 verletzt.

Auch in der Nacht zum Montag gingen die Bombardements weiter. Nach Angaben palästinensischer Krankenhaus-Angestellter kamen dabei 25 Mitglieder einer Familie an der Südgrenze zu Ägypten ums Leben. Zehn weitere Palästinenser seien im nahe gelegenen Chan Junis durch israelische Bomben getötet worden. Nach den Worten eines israelischen Militärsprechers bleibt Shejaia östlich von Gaza-Stadt Schwerpunkt der Operationen. Von dort werden nach israelischen Angaben immer wieder Raketen abgefeuert. Zudem sollen sich dort Kommandozentralen der Hamas befinden.

Die israelische Armee erklärte, sie habe am frühen Morgen zwei Gruppen palästinensischer Kämpfer angegriffen, die in den Süden Israels eingedrungen seien. Die eine Gruppe sei aus der Luft beschossen worden, die andere von Bodentruppen. Dabei seien mindestens zehn Palästinenser getötet worden. Zu Medienberichten über israelische Opfer schwieg die Armee sich aus. Seit Beginn der Kämpfe am 8. Juli hat sie nach eigenen Angaben insgesamt 18 Soldaten verloren. Außerdem seien zwei israelische Zivilisten ums Leben gekommen.

Zwei der am Sonntag auf israelischer Seite getöteten 13 Soldaten waren nach Angaben des US-Außenministeriums US-Bürger. Beide hätten in den Golani-Brigaden gedient, berichteten US-Medien. Ob sie auch einen israelischen Pass hatten, war unklar. Die Hamas erklärte, sie habe bei den Kämpfen am Sonntag einen israelischen Soldaten gefangen genommen und präsentierte Bilder von Ausweispapieren, nicht aber den angeblichen Gefangenen. Ein israelischer Militärsprecher wollte nicht ausschließen, dass es einen Gefangenen gebe. Zuvor hatte Israels UN-Botschafter die Darstellung der Hamas noch zurückgewiesen.

Der UN-Sicherheitsrat zeigte sich sehr besorgt über die Eskalation der Gewalt im Gazastreifen. Die wachsende Zahl von Opfern sei beunruhigend. Die Mitglieder des Sicherheitsrates forderten nach einer Sondersitzung eine sofortige Beendigung der Feindseligkeiten. Zudem müsse das Völkerrecht - vor allem zum Schutz von Zivilisten - respektiert werden, sagte Ruandas UN-Botschafter Eugene Gasana.

Eine Sprecherin des US-Außenministeriums sagte, die USA seien sehr beunruhigt, dass die Lage weiter eskalieren könnte. Kerry wollte zunächst mit Regierungsvertretern in Kairo beraten. Ägypten hat mehrfach erfolgreich zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Am Sonntag hatte Kerry gesagt, er unterstütze die Bemühungen Israels, das Tunnelsystem zu zerstören, das Extremisten benutzen, um in Israel einzudringen und Waffen zu verstecken. Nach Angaben der israelischen Armee wurden bisher 43 Eingänge zu 16 verschiedenen Tunneln ausfindig gemacht.

Neben den USA drängen auch Ägypten, Katar und Frankreich auf eine diplomatische Lösung zur Beendigung der schlimmsten Kämpfe seit fünf Jahren. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon wollte am Montag in Katar den palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas sowie hochrangige Vertreter der Hamas treffen. In Doha hatte Ban die Kämpfe im Gaza als eine offene Wunde bezeichnet und gefordert: „Wir müssen das Blutvergießen jetzt stoppen.“ Ban wird der UNO zufolge in den kommenden Tagen auch Kuwait, Ägypten, Israel, die Palästinensergebiete und Jordanien besuchen.

( 0867-14-Nahost, 88 x 65 mm)