Nahost-Konflikt - „Terrortunnel“ der Hamas im Visier
Ramallah/Jerusalem (APA/AFP) - Im Zuge der Konfrontation mit der radikalislamischen Hamas hat das israelische Militär auch einen heiklen Kam...
Ramallah/Jerusalem (APA/AFP) - Im Zuge der Konfrontation mit der radikalislamischen Hamas hat das israelische Militär auch einen heiklen Kampf unter der Erde begonnen: Es geht um die Zerstörung eines weitverzweigten Tunnelsystems, das aus dem Gazastreifen nach Israel hineinragt. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nennt sie „Terrortunnel“.
Es ist das Horrorszenario der israelischen Regierung: Im Schutz der Dunkelheit krabbeln bewaffnete Islamisten aus einem Erdloch, hinter ihnen der Gazastreifen und die israelische Grenzsicherung, um sie herum ungeschützte israelische Zivilisten und leicht angreifbare Militäreinrichtungen.
Montagfrüh wurden die Bewohner der Gebiete an der Grenze zum Gazastreifen aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Kurz darauf meldete die israelische Armee, zehn militante Palästinenser seien getötet worden, nachdem sie durch zwei Tunnel auf israelisches Territorium gelangt seien. Am Samstag hatten über Tunnel eingesickerte Hamas-Kämpfer zwei Soldaten getötet.
Israels Armee vermutet dutzende Tunnel im Erdreich des schmalen Küstenstreifens. Das System dient nicht nur zur unbemerkten Grenzüberquerung, die Tunnel dienen laut Israels Streitkräften auch als „Werkstatt für den Bau von Raketen, als Abschussrampen und Kommandoposten“. Sie sind mit Telefonen und Stromkabeln ausgestattet.
„Diese Tunnel zu zerstören, kann Jahre dauern“, sagte ein ehemaliger Angehöriger der israelischen Armeeführung. Das System sei der Stolz der Hamas, es erlaube, „die Kämpfe auf israelisches Gebiet zu verschieben“. Dem israelischen Experten Daniel Nisman zufolge ermöglichen die Tunnel der Hamas, Konfrontationen mit der israelischen Armee „über Wochen standzuhalten“.
Zunächst entstanden vor Jahren Tunnelsysteme an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten, die scharf kontrolliert wurde. Über die Tunnelschächte wurden Lebensmittel, Alltagsgüter und alsbald auch Waffen in den Gazastreifen gebracht. Inzwischen gibt es immer mehr Tunnel an der Grenze nach Israel, bis zu 20 Meter tief unter der Erde. Immer wieder berichten die Menschen im Süden Israels, sie hörten in der Nacht den Lärm der Bohrarbeiten.