Akademikerball 3 - Hauptbelastungszeuge bleibt bei seiner Aussage
Wien (APA) - Der Hauptbelastungszeuge, ein Polizist, der bei der Demonstration gegen den Akademikerball in Zivil die Szenerie beobachtete, b...
Wien (APA) - Der Hauptbelastungszeuge, ein Polizist, der bei der Demonstration gegen den Akademikerball in Zivil die Szenerie beobachtete, blieb bei seiner erneuten Befragung durch das Gericht am Montagnachmittag bei seinen Angaben. Der Beamte hatte den nun angeklagten Mann aus Jena gesehen, wie er angeblich als Rädelsführer am Stephansplatz Steine und andere Gegenstände auf Beamte geworfen habe.
Der Polizist gab ab, dass ein Mann mit einem Kapuzenpulli mit der Aufschrift „Boykott“ Scheiben sowie eine Eingangstüre der Polizeiinspektion Am Hof eingeschlagen, bevor er ein dort abgestelltes Polizeiauto völlig demoliert habe. Mit der Stange eines Verkehrszeichens wurde laut den Vorwürfen auf den Wagen eingedroschen, bevor der Mann eine Rauchbombe in das Innere geworfen haben soll.
Der Revierinspektor verlor den Verdächtigen nach diesen beiden Vorfällen einige Zeit aus den Augen. Beim Burgtheater entdeckte er den 23-Jährigen wieder und machte die WEGA auf diesen aufmerksam, die ihn trotz passiven Widerstands und der Gegenwehr zweier Begleiter festnahm.
Von Richter Thomas Spreitzer vorgehalten, dass der Mann mit dem „Boykott“-Sweater von einem Fotografen mit einer Fackel in der Hand gesehen wurde, meinte der Polizist, er wüsste nicht mehr, ob es eine Signalfackel oder eine Rauchbombe gewesen sei, es ein „pyrotechnischer Gegenstand“ gewesen. Nach der Einvernahme mehrere Beamte, die alle anonym nur mit ihrer Dienstnummer vor Gericht auftraten, wurden Mitarbeiter des Putztrupps der MA48 danach befragt, wo nach der Demo welche Gegenstände aufgesammelt wurden. Neben zahlreicher Glasscherben und Flaschen sowie Mistkübeln, die aus der Verankerung gerissen wurden, gab keiner der Zeugen an, lose Steine am Stephansplatz weggeräumt zu haben, wie von dem Hauptbelastungszeugen behauptet.
Große Halterungssteine - wie sie zum Befestigen von Straßenschildern verwendet werden - lagen vor allem bei Polizeiinspektion Am Hof herum, nachdem dort von Demonstranten die Scheiben damit eingeschlagen worden waren. Woher die Steine stammen könnten, wollte Richter Spreitzer wissen. Von transportablen Straßenschildern, meinte ein Beamte, der in der PI stationiert ist. „Warum stellt man das vor einer PI ab, an einem Demoabend“, fragte der Richter, was lautes Gelächter im Saal auslöste. Scheinbar habe man im Vorfeld darauf vergessen, meinte der Polizist.
Dem 23-Jährigen wird Landfriedensbruch, schwere Sachbestätigung sowie schwere Körperverletzung vorgeworfen, wobei Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter am ersten Verhandlungstag im Juni die Anklage auf „absichtliche“ schwere Körperverletzung modifizierte und damit das Strafausmaß auf bis zu fünf Jahre anstieg.
Die Verhandlung wurde am späten Nachmittag mit der Präsentation von Videoaufnahmen des Demonstrationsabends fortgesetzt. Ein weiterer Verhandlungstag stand morgen, Dienstag, am Plan.