Espirito-Santo-Krise - Zentralbank will neue Aktionäre sehen

Wien/Lissabon (APA/dpa-AFX) - Portugals Bankensystem ist nach Worten von Staatspräsident Anibal Cavaco Silva stabil und solide. Die Zentralb...

Wien/Lissabon (APA/dpa-AFX) - Portugals Bankensystem ist nach Worten von Staatspräsident Anibal Cavaco Silva stabil und solide. Die Zentralbank habe erfolgreich dafür gesorgt, die kriselnde Großbank BES (Banco Espirito Santo) von den Problemen in der Unternehmensgruppe GES ihrer Gründerfamilie abzuschirmen. Die portugiesische Zentralbank will nun neue Aktionäre an Bord sehen.

Auf Druck der Zentralbank wurde kürzlich bereits die Bank-Führung ausgewechselt. Ihr gehört nun kein Mitglied der Gründerfamilie Espirito Santo mehr an.

Ein Teil der GES-Gruppe, die mit 20 Prozent Hauptaktionär der Großbank Espirito Santo ist, hatte am Wochenende in Luxemburg Insolvenz angemeldet. BES ist die wichtigste private Geschäftsbank in Portugal.

„Die Zentralbank und ihr Gouverneur (Carlos Costa) agierten in dieser Sache äußerst korrekt“, meinte der Staatspräsident am Montag weiter. Der Zentralbankchef will offensichtlich nun auch erreichen, dass der Kapitalanteil der Gründerfamilie an der BES verringert wird. Ende voriger Woche plädierte er im Parlament für eine „neue Aktionärsstruktur“ bei der Bank. Es gebe Anleger, die im Falle einer Kapitalerweiterung bereit seien, BES-Anteile zu übernehmen, sagte Costa.

Nach Informationen der Wirtschaftszeitung „Diario Economico“ sollen die brasilianische Bank Bradesco und die spanische Gruppe Santander Interesse signalisiert haben.

„Das Geldhaus hat mehr als genügend Kapitalreserven, um selbst in der ungünstigsten Lage mögliche Einbußen aufzufangen“, betonte Präsident Cavaco Silva nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Lusa. „Die Schwierigkeiten der GES-Gruppe werden Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, aber diese sehe ich nicht im Bereich der Banken.“

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble sieht zwar Probleme bei der Großbank BES, „die Ansteckungsgefahr ist aber viel geringer“, sagte er in einem Interview des „Handelsblatt“ (Montag) zur Entwicklung in Europa.