MH17: UN-Sicherheitsrat stimmt für unabhängige Untersuchung
Die von Australien eingebrachte Resolution fordert einen „ungehinderten und sicheren Zugang“ zur Absturzstelle.
New York - Der UNO-Sicherheitsrat hat per Resolution eine unabhängige Untersuchung des mutmaßlichen Abschusses einer Passagiermaschine über der Ostukraine gefordert. Alle 15 Mitglieder des Gremiums stimmten dem Papier bei einer kurzfristig einberufenen Sitzung am Montag in New York zu.
Die von Australien eingebrachte Resolution fordert einen „ungehinderten und sicheren Zugang“ zur Absturzstelle. Die pro-russischen Separatisten werden zudem aufgefordert, die „Integrität“ der Absturzstelle zu bewahren und eine Feuerpause in der Region einzuhalten.
Willem-Alexander: „Tiefe Wunde in unserer Gesellschaft“
Dem australischen Entwurf hatten sich schon vor der Abstimmung zahlreiche weitere Länder angeschlossen. Russland hatte zunächst einen eigenen Resolutionsentwurf eingebracht, dann aber einer gemeinsam überarbeiteten Version des australischen Entwurfs zugestimmt.
Der niederländische König Willem-Alexander hat seinen Landsleuten Mut zugesprochen. „Viele Menschen haben zu uns gesagt: Wir wollen uns wenigstens würdevoll von unseren Liebsten verabschieden“, sagte der Monarch am Montag in einer Fernsehansprache.
„Wir verstehen ihre Frustration und ihre Sorge und wir teilen ihren Wunsch nach Klarheit“, sagte der König nach einem Treffen mit rund tausend Angehörigen der Opfer des Unglücks. „Diese schreckliche Tragödie hat eine tiefe Wunde in unserer Gesellschaft hinterlassen“, sagte Willem-Alexander.
Kühlzug mit Leichen Richtung Charkow unterwegs
An Bord der Maschine, die am Donnerstag in der Ostukraine abgestürzt war, waren 298 Menschen, darunter 193 Niederländer. Regierungschef Mark Rutte ermunterte das Volk, in dieser schweren Zeit zusammenzustehen. Zuletzt war die Trauer der Niederländer zunehmend Wut und Frustration gewichen, weil sich die Bergung der Opfer und die Ermittlungen am Absturzort sehr schwierig gestalteten.
Am Montagabend verließ schließlich ein Kühlzug mit den Leichen der Insassen des Fluges einen von den prorussischen Rebellen kontrollierten Bahnhof nahe dem Absturzort in Richtung Charkow. Rutte sagte wenig später, der ukrainische Präsident Petro Poroschenko habe ihm gesagt, der Zug werde zehn bis zwölf Stunden bis nach Charkow brauchen. Auf dem Weg müsse er die von den Separatisten kontrollierte Großstadt Donezk passieren, die derzeit zwischen Rebellen und Regierungstruppen heftig umkämpft ist.
Rutte sagte, der Umgang mit den Leichen scheine besser, als zunächst befürchtet. Zuvor hatten unter anderem die USA den Separatisten vorgeworfen, pietätlos mit den sterblichen Überresten der Opfer umzugehen. Die Leichen sollen nach einer vorläufigen Untersuchung in Charkow in die Niederlande gebracht werden, wo sie identifiziert werden sollen.
EU-Minister beraten über schärfere Russland-Sanktionen
Die Außenminister der 28 EU-Staaten beraten am Dienstag (09.30 Uhr) unter anderem über schärfere Sanktionen gegen Russland nach dem Absturz eines malaysischen Passagierflugzeugs in der Ostukraine. Auf der Tagesordnung steht auch die eskalierende Gewalt im Nahen Osten. Die EU ruft Israelis und Palästinenser zu einer Waffenruhe auf.
Die Minister wollen auch grundsätzlich über die Beziehungen zwischen der EU und Russland sprechen. Sie werden die Forderung nach einer unabhängigen und internationalen Untersuchung des Absturzes des Flugzeugs bekräftigen. Zugleich wollen die Minister Russland erneut auffordern, die Unterstützung der Separatisten in der Ukraine zu beenden und Waffenlieferungen an diese zu verhindern. Österreich ist durch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) vertreten. (APA/dpa/AFP)