Schotten-Referendum - Knappe Unabhängigkeitsvoten sind sehr selten

Wien (APA) - Der Ausgang von Unabhängigkeitsreferenden ist meist eine ausgemachte Sache. Ob in Norwegen (1905), Lettland (1991) oder - umstr...

Wien (APA) - Der Ausgang von Unabhängigkeitsreferenden ist meist eine ausgemachte Sache. Ob in Norwegen (1905), Lettland (1991) oder - umstritten - auf der Krim (2014): Das Volk soll eine bereits getroffene Sezessionsentscheidung der Machthaber legitimieren. Das Schottland-Referendum tanzt da aus der Reihe, als eines der wenigen Sezessionsvoten mit ungewissem Ausgang.

Es ist kein Zufall, dass Staatsgründungsreferenden als Urform moderner Volksabstimmungen gelten. Tatsächlich reicht die Geschichte dieser „Plebiszite“ bis ins Mittelalter zurück. Schon im 13. Jahrhundert votierten die Lyoner für ihren Austritt aus dem Heiligen Römischen Reich und die Angliederung an Frankreich, schreibt der britisch-dänische Referendumsexperte Matt Qvortrup in einem Artikel über die Geschichte „ethnisch-historischer Referenden“.

Mehrheiten zwischen 90 und 100 Prozent waren freilich die Regel, doch es gibt einige interessante Ausnahmen. So stimmten im Oktober 1846 nur 52 Prozent für die Unabhängigkeit Liberias, geht aus der Datenbank des Schweizer Forschungszentrums für Direkte Demokratie (C2D) hervor. Interessant ist auch der Ausgang der Volksabstimmungen in den US-Südstaaten Texas, Virginia und Tennessee über den Austritt aus den USA, die im Jahr 1861 keine erdrückenden Mehrheiten für die Sezession brachten. Sie spalteten sich aber trotzdem ab - und es kam zum Bürgerkrieg. Dagegen votierten im Jahr 1905 in Norwegen 99,95 Prozent für die Auflösung der Union mit Schweden.

Im 20. Jahrhundert gab es mehrere Unabhängigkeitsabstimmungen mit knappem Ausgang. 1946 stimmten die Bewohner der Färöer-Inseln mit hauchdünner Mehrheit (50,1 Prozent) für die Unabhängigkeit, die sie bis heute nicht erlangt haben. Keineswegs einmütig wurden Unabhängigkeitspläne in Jamaika 1961 (54 Prozent) und Malta 1964 (50,7 Prozent) gutgeheißen. In jüngerer Vergangenheit sticht vor allem Montenegro hervor, das im Jahr 2006 - im Kontrast zu den erdrückenden Mehrheiten in anderen ex-jugoslawischen Republiken - mit 55,5 Prozent für den Austritt aus dem Staatenbund mit Serbien votierte.

Und ja, es gibt auch Unabhängigkeitsreferenden, die in die Hose gegangen sind. Gleich zwei Mal scheiterten die Sezessionisten in der frankophonen kanadischen Provinz Quebec am Volkswillen. Im Jahr 1980 votierten nur 40,4 Prozent für die Unabhängigkeit, 15 Jahre später waren es 49,4 Prozent. Den Tiefpunkt markiert freilich das britische Überseeterritorium Bermuda. Am 16. August 1995 gaben nur 25,9 Prozent der Referendumsteilnehmer eine zustimmende Antwort auf Frage: „Are you in favour of independence for Bermuda?“ Eine Messlatte, die beim Highlander-Referendum am 18. September wohl zu überspringen sein wird.