Gazastreifen

Hoffnung auf humanitäre Feuerpause in Gaza schwindet

Ein israelischer Panzer vom Typ "Merkava" nahe der Grenze zum Gazastreifen.
© EPA

Die militante Gruppe Islamischer Jihad im Gazastreifen hatte signalisiert, dass eine fünfstündige Waffenruhe möglich sei, um den Menschen Gelegenheit zu geben, sich mit Lebensmitteln einzudecken. Israel dürfte dies aber ablehnen.

Gaza/Jerusalem - Zwei Wochen nach dem Wiederaufflammen des Konfliktes zwischen Israel und der Hamas werden Rufe nach einer Feuerpause immer lauter. Doch diese Hoffnung schwindet, denn laut israelischen Medienberichten vom Dienstag will Israel den Vorschlag nicht akzeptieren. Die Zahl der Opfer steigt indes immer weiter: 583 Palästinenser und 27 israelische Soldaten wurden bisher getötet.

Fünfstündige Waffenruhe wird abgelehnt

Nach Informationen eines hochrangigen israelischen Diplomaten will Israel eine fünfstündige, humanitäre Waffenruhe nicht akzeptieren. Dies habe man bereits dem UNO-Nahostgesandten Robert Serry mitgeteilt, berichtete die israelische Tageszeitung „Haaretz“ (Onlineausgabe) unter Berufung auf den Diplomaten.

Zuvor hatte die militante Gruppe Islamischer Jihad im Gazastreifen signalisiert, dass es am Dienstag eine fünfstündige humanitäre Waffenruhe geben könnte, um den Menschen Gelegenheit zu geben, sich mit Lebensmitteln einzudecken. US-Außenminister John Kerry und UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon waren am Montag nach Ägypten gereist, um in dem seit mehr als zwei Wochen anhaltenden Konflikt eine Feuerpause zu vermitteln.

Ban forderte sofortige Waffenruhe

Ban forderte nach seiner Ankunft eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen. Israel und die militanten Palästinenser könnten im Anschluss an eine Feuerpause in einen Dialog über ihre Differenzen treten, sagte er. Mit Blick auf über 500 Tote seit dem 8. Juli fügte er hinzu: „Gaza ist eine offene Wunde, ein Heftpflaster hilft da nicht.“

Kerry wollte nach einem Gespräch mit Ban am Dienstag mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi und Außenminister Samih Shukri zusammenkommen. Auf dem Programm steht außerdem eine Begegnung mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi. Ägypten hatte eine Waffenruhe im Gazakonflikt vorgeschlagen, die die radikal-islamische Hamas jedoch abgelehnt hat. Abändern will Kairo den Vorschlag jedoch trotzdem nicht. Die Haltung seiner Regierung zu der Initiative sei unveränderlich, erklärte Shukri. Berichte über eine mögliche Überarbeitung der Initiative seien unwahr.

Israels Armee griff mehr als 3000 Ziele an

Die Gewalt zwischen der Hamas und Israel ging indes unvermindert weiter. Am Dienstag schlug eine Rakete in einem Haus in Yehud, 20 Kilometer östlich von Tel Aviv, so „Haaretz“. Eine Frau wurde leicht verletzt. Kurz zuvor wurde eine Rakete der Hamas abgefangen. Insgesamt feuerte die israelische Armee (IDF) nach eigenen Angaben seit dem 8. Juli 1790 Raketen auf den Gazastreifen und griff mehr als 3000 Ziele an.

Militante Palästinenser hätten in dem Zeitraum über 2500 Raketen auf Israel abgefeuert, sagte Militärsprecher Arye Shalicar. Davon habe die Raketenabwehr mehr als 350 in der Luft abgefangen. Etwa 1400 seien in offenen Gebieten eingeschlagen. Im Gazastreifen habe die Armee bisher 23 Tunnel mit 66 Eingangspunkten gefunden und davon sechs zerstört. „Wegen der Gefahr, sie könnten vermint sein, dauert es lange“, sagte Shalicar.

Rotes Kreuz fordert Schutz von Zivilisten

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief die Konfliktparteien erneut auf, das „humanitäre Völkerrecht“ zu beachten und „das Leben von Zivilsten zu schonen“. „Wie bei vielen Konflikten sind die Zivilisten die Hauptleidtragenden“, so Werner Kerschbaum, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, in einer Aussendung. Auch „Pax Christi Österreich“ forderte die sofortige Einstellung der militärischen Angriffe Israels auf den Gazastreifen. (APA/dpa/AFP/Reuters)