Zu wenig Beweise für Organhandel-Anklagen im Kosovo - Zeitung
Pristina (Prishtina)/EU-weit (APA) - Der von der Europäischen Union eingesetzte US-Staatsanwalt John Clint Williamson hat in seinen etwa dre...
Pristina (Prishtina)/EU-weit (APA) - Der von der Europäischen Union eingesetzte US-Staatsanwalt John Clint Williamson hat in seinen etwa dreijährigen Ermittlungen nicht genug Beweise für mutmaßlichen Organhandel im Kosovo während und kurz nach dem Krieg (1998-99) gesammelt. Dies berichtete die Tageszeitung „Koha Ditore“ am heutigen Dienstag.
Williamson, der am Montag in Pristina (Prishtina) mit Präsidentin Atifete Jahjaga und den Justiz-, Innen- und Verteidigungsministern, Hajredin Kuci, Bajram Rexhepi und Agim Ceku, zusammengekommen war, will seinen Bericht nächste Woche in Brüssel präsentieren.
Unter Berufung auf informierte Kreise meldete die Tageszeitung, dass Williamson in Prishtina Kriegsverbrechenanklagen gegen etwa zehn Angehörige der früheren „Befreiungsarmee des Kosovo“ (UCK) in Aussicht gestellt habe. Die Vorwürfe betreffen Morde an Zivilisten, Folter und Inhaftierungen in unmenschlichen Bedingungen, allerdings nicht auch den Organhandel. Die meisten Opfer waren Serben. Die Anklagen von Williamson würden sich auch auf eine hohe Anzahl von immer noch vermissten Serben, damaligen Einwohnern der Ortschaften Zoqishte (serbisch: Zociste) und Rahovec (Orahovac) beziehen. Drei frühere höhere UCK-Mitglieder sollen der dort begangenen Kriegsverbrechen verdächtig sein.
Die einstigen UCK-Spitzen haben keine Anklagen zu befürchten, soll Williamson laut „Koha Ditore“ seinen Gesprächspartner gesagt haben. Der amtierende Ministerpräsident Hashim Thaci war während des Krieges politischer UCK-Führer.
Die Organhandel-Vorwürfe tauchten erstmals 2008 in einem Buch von Carla del Ponte, der ehemaligen Chefanklägerin des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien auf. Sie wurden in einen Bericht des Schweizer Ermittlers Dick Marty aufgenommen, der 2011 von der Parlamentarischen Versammlung des Europarats angenommen wurde und die Grundlage für die Ermittlungen von Williamson darstellte.