Schwaz

Zirkus im Zillertal: Finanzieller Drahtseilakt

Die Stellplatzkosten, die ein Zirkus in Fügen zu berappen hat, veranlassten eine Besucherin zu handeln. Sie wollte für das saubere Hinterlassen des Platzes bürgen, der Bauer lehnte ab.

Von Angela Dähling

Fügen –Monika Pfeifer kann wie eine Löwin kämpfen. Zum Beispiel, wenn es um den Circus Berlin geht, der noch bis 10. August auf einem Feld hinter dem Fügener Bahnhof gastiert. Die 67-jährige Fügenerin war mit ihrer Enkelin am Wochenende in einer Vorstellung – das Kind war begeistert von den Tieren und seine Oma empört, als sie zufällig erfuhr, wie viel Standmiete der kleine Zirkus für das ein Hektar große Feld zu berappen hat. „3000 Euro und 1000 Euro Kaution plus Einsaat. Ich erfuhr, dass der Zirkus die Kaution, die umgehend zu zahlen war, nicht hatte“, erzählt sie. Pfeifer machte sich daher am nächsten Morgen auf zum besagten Fügener Landwirt und Funktionär, der über große Grundflächen verfügt. „Ich bot ihm an, dafür zu bürgen, dass der Zirkus den Platz ordentlich verlässt und notfalls Leute zu organisieren, die mit aufräumen, damit die Kaution nicht zu zahlen ist“, sagt sie. Der Bauer habe davon nichts wissen wollen. „Er sagte, die sollen sich an die Verträge halten oder zusammenpacken und verschwinden, sonst hole er die Polizei.“

Heinz Lauenburger, Tierdompteur im Circus Berlin, der seit sechs Generationen besteht, ist die ganze Angelegenheit sichtlich unangenehm. „Wir sind froh, dass wir den Platz überhaupt bekommen haben, denn alle anderen, die wir im ganzen Zillertal um einen Stellplatz gefragt haben, wiesen uns ab“, sagt Lauenburger. Man sei nichts anderes gewohnt, als Mieten ab 500 Euro aufwärts pro Woche zu zahlen und auch eine Kaution.

Dass die Rechnung mitunter nicht aufgeht, steht freilich auf einem anderen Blatt, über das ungern gesprochen wird. Bei durchschnittlich 300 Euro Tageseinnahmen von vergangenem Freitag bis Sonntag und 170 Euro, die an Bauern für Heu zu zahlen waren, dürfte es schwierig werden, 1000 Euro Kaution hinzublättern. „Wir sind auf Sponsoren angewiesen und bräuchten besser besuchte Vorstellungen“, sagt Lauenburger. Diverse behördliche Auflagen würden das Zirkusleben nicht einfacher machen. So ist das werben mit Plakaten entlang der Zillertal Straße verboten, 1200 m² Freigehege seien für die Kamele vorgeschrieben, Wildtiere wie Elefanten und Löwen dürfen aus Tierschutzgründen nicht mehr in die Manege. Und das Problem einen Stellplatz zu bekommen, sei für alle Zirkusse landauf, landab riesig.

Monika Pfeifer prangert die Art und Weise, wie manche Grundbesitzer mit den Zirkusleuten umgehen, an: „Zumal ich weiß, dass sonst 1000 Euro Jahrespacht bei Bauern für einen Hektar Freiland üblich sind“, behauptet sie. Der Bauer war trotz mehrmaliger Nachfrage für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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Angela Dähling

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