Flug MH17 - Niederländer trauern, der niederländische Staat nicht

Den Haag/Kiew (APA) - Nach dem tragischen Absturz von Flug MH17 in der Ostukraine wird in den Niederlanden, woher 193 der Opfer stammten, he...

Den Haag/Kiew (APA) - Nach dem tragischen Absturz von Flug MH17 in der Ostukraine wird in den Niederlanden, woher 193 der Opfer stammten, heftig über einen Trauertag diskutiert. Gefordert wird er vor allem von Teilen der Opposition, auch in Sozialen Netzwerken gingen die Wogen hoch. Premier Mark Rutte lehnte einen Trauertag bisher unter Verweis auf die „niederländische Tradition“ ab.

Rutte möchte jedoch mit den Hinterbliebenen der Opfer über die Inhalte einer möglichen nationalen Gedenkveranstaltung sprechen - wenn diese von den Betroffenen gewünscht wird. Das niederländische Königspaar war am Montag mit Angehörigen von Opfern des Flugzeugabsturzes zusammengetroffen. Auch der Ministerpräsident und andere Mitglieder der Regierung waren bei dem Treffen in Nieuwegein bei Utrecht dabei.

Viele Niederländer - darunter einige Parlamentsabgeordnete, wie Joël Voordewind von der oppositionellen ChristenUnie - fragen sich, warum es eigentlich keinen offiziellen Staatstrauertag aufgrund der aktuellen Geschehnisse gibt. Innerhalb der Bevölkerung gibt es auch einen klaren Wunsch danach. In niederländischen Medien, wie der „AD“ oder „RTL Nieuws“, sprachen sich in Umfragen mehr als 70 Prozent dafür aus.

Wieso sich die offiziellen Niederlande bisher gegen den Staatstrauertag stemmten, erklärte Ineke Strouken, Direktorin des Niederländischen Zentrums für Volkskultur und Immaterielles Erbe, im Gespräch mit der Zeitung „de Volkskrant“: „Ein nationaler Staatstrauertag würde das gesamte gesellschaftliche Leben still legen. Dies ist ein ganz großer Eingriff in das persönliche Leben der Menschen. In den Niederlanden halten wir nichts von solchen - von oben - verordneten Anweisungen“.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gab es in den Niederlanden lediglich einen nationalen Staatstrauertag: beim Tod von Königin Wilhelmina 1962. Ansonsten fanden von offizieller Seite lediglich Gedenkveranstaltungen statt.

In anderen Ländern sind Staatstrauertage bei Unglücken eine Selbstverständlichkeit. Dieses Jahr gab es etwa in Serbien eine dreitägige Staatstrauer aufgrund der Hochwasserkatastrophe, bei der zehn Menschen ums Leben kamen. Beim MH17-Absturz verstarben 193 Niederländer. In Österreich gab es zuletzt im Jahr 2007 eine dreitägige Staatstrauer, nach dem Tod des ehemaligen Bundespräsidenten und UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim.