Bundeshymne - Autoren zeigen sich eher skeptisch

Wien (APA) - In der Literaturszene stößt die Idee von Volksanwältin Gertrude Brinek, einen Wettbewerb für eine neue Bundeshymne auszuschreib...

Wien (APA) - In der Literaturszene stößt die Idee von Volksanwältin Gertrude Brinek, einen Wettbewerb für eine neue Bundeshymne auszuschreiben, auf geteiltes Echo. Die beiden Autoren Robert Schindel und Josef Winkler zeigen sich im APA-Gespräch skeptisch bis ablehnend, während Gerhard Ruiss der Idee etwas abgewinnen kann und Franzobel seine Bereitschaft signalisiert.

„Ich bin kein großer Freund oder Bewunderer von Staatssymbolen. Ich weiß schon, dass sie nötig sind“, zeigte sich Robert Schindel zwiespältig ob des Themas. Natürlich müsse man bei der jetzigen Hymne konstatieren: „Der Text ist an der Grenze der Peinlichkeit.“ Insofern könne eine Neufassung durchaus Sinn haben, wenn der neue Text zeitgemäß und nicht zu staatsanhimmelnd sei. Von Gender-Splittung halte er in diesem Zusammenhang allerdings nichts: „Wenn man einen schönen Text haben will, muss man von Gendereien absehen. Was man machen kann, ist die weibliche Form zu verwenden und zu sagen, dass die Männer mitgemeint ist. Wahrscheinlich wäre es aber gut, einen Text zu finden, in dem gar nicht gegendert werden müsste.“ Ein Vorbild könne hier etwa Bertolt Brechts „Kinderhymne“ sein.

Er selbst möchte sich aber jedenfalls nicht an einer etwaigen Ausarbeitung dieses neuen Nationalsymbols beteiligen: „Nein, das sicher nicht. Ich habe eine passable Zuneigung zu meinem Land - wobei sich das mehr auf Wien als auf Österreich bezieht. Aber ich habe eine gewisse Skepsis gegenüber Fahnen, Hymnen und anderen Symbolen. Das weiter zu befördern und mich hineinzuwerfen, das würde ich nicht wollen.“

Einen anderen Fokus setzt Josef Winkler, nachdem im Vorjahr seine Frau und seine Tochter beinahe von einer fallenden Fahnenhalterung verletzt worden wären: „Das Überprüfen dieser Hunderttausenden Eisenhalterungen, die überall herausragen, das beschäftigt mich viel mehr als dieses Gejodel, das verfluchte.“ Der Rechts- und der Sozialstaat hätten ganz andere Probleme als die Hymnenfrage: „Ich kann mir sogar vorstellen, dass wir ohne Bundeshymne auskommen.“

Erschreckend sei nur, dass die Diskussion durch die Weigerung von Volksmusiker Andreas Gabalier aufkam, die neue Textfassung zu singen: „Dass dieser dumme Kerl es ins Rollen gebracht hat, ist schon sehr bedrückend.“ Er persönlich würde sich jedenfalls nicht an einem Wettbewerb beteiligen: „Es hat mir als Kind gereicht, dass ich Gänsehaut bekommen habe, wenn die Bundeshymne oder die Kärntner Landeshymne gespielt wurden. Die Zeit der Gänsehaut ist für mich - was das betrifft - Gott sei Dank vorbei.“

Grundsätzlich für die Idee, eine neue Bundeshymne via Ausschreibung zu suchen, ist Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen und Autoren. „Wenn man sich dazu bekennt, dass die bisherige Bundeshymne ein historischer Text ist, der als überholt erklärt wird, dann ist es sinnvoll, eine neue Hymne auszuschreiben und nicht an der historischen Hymne herumzubasteln“, sagte Ruiss gegenüber der APA. Dabei seien alle politischen Parteien aufgefordert, das Thema nicht als „Gender-Match“ auszutragen. An dem Ausschreibungsprozess sollten sich hingegen alle beteiligen dürfen und ein Nachdenken über Österreich initiiert werden, so Ruiss - und das möglichst ergebnisoffen: „Vielleicht kommt dann am Ende heraus, dass wir eine musikalische Lösung haben ohne Text.“

Positiv gegenüber der Idee äußerte sich indes auch Franzobel. „Das ist prinzipiell ein interessanter Gedanke“, unterstrich er im Interview mit der Tageszeitung „Österreich“ (Dienstagsausgabe). Entsprechend stünde der Vielschreiber bei der Ausrufung eines Wettbewerbs auch in den Startlöchern: „Ich würde sicher daran teilnehmen. Als poetische Aufgabe fände ich das schon reizvoll.“ Die Zielrichtung dabei müsste jedenfalls sein, Österreich als Sammelbecken darzustellen, da es wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit sei, alle Bevölkerungsgruppen abzubilden.