NSU-Prozess: Zschäpe muss ihre Verteidiger behalten
München (Bayern)/München (APA/Reuters) - Im Prozess um die Morde der rechtsextremen NSU muss die Hauptangeklagte Beate Zschäpe ihre Pflichtv...
München (Bayern)/München (APA/Reuters) - Im Prozess um die Morde der rechtsextremen NSU muss die Hauptangeklagte Beate Zschäpe ihre Pflichtverteidiger behalten. Ihr Antrag auf Abberufung ihrer drei Anwälte werde vom deutschen Oberlandesgericht abgelehnt, sagte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Dienstag in München. Zschäpe hatte in der vergangenen Woche überraschend erklären lassen, sie habe zu den Verteidigern kein Vertrauen mehr.
Zschäpe habe in ihrer schriftlich nachgereichten Begründung nicht darlegen können, dass das Verhältnis nachhaltig gestört sei, sagte Götzl zu Beginn des 129. Verhandlungstags am Dienstag. Der Richter nannte keine Details, erwähnte aber, dass sich die 39-Jährige bei ihrem Antrag von einem weiteren Anwalt habe beraten lassen. Das Gericht hatte die Verhandlung am Mittwoch nach Zschäpes Antrag unterbrochen.
Die Hauptangeklagte soll mitverantwortlich sein für die Ermordung von zehn Menschen überwiegend türkischer Abstammung, für zwei Bombenanschläge und 15 Raubüberfälle in den Jahren zwischen 2000 bis 2011. In einer früheren Meldung war von dem Zeitraum 2000 bis 2009 die Rede. Vor Gericht stehen außerdem vier mutmaßliche Helfer der Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU), die von der deutschen Bundesanwaltschaft als terroristische Vereinigung eingestuft wird. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten sich bei ihrer Enttarnung das Leben genommen.
Zschäpe betrat den Saal am Dienstag erst unmittelbar vor Sitzungsbeginn. Wie bereits bei früheren Verhandlungsterminen wandte sie den Pressefotografen stehend den Rücken zu. Ihre Verteidiger Wolfgang Heer und Anja Sturm schirmten sie rechts und links vor dem Blitzlichtgewitter ab, bis die Fotografen den Saal verließen. Dann nahm Zschäpe zwischen Heer und Sturm Platz, daneben saß ihr dritter Verteidiger Wolfgang Stahl.
Zschäpe hat in dem Prozess bisher geschwiegen. Ihr Misstrauensantrag hatte Spekulationen ausgelöst, sie wolle sich gegen den Rat ihrer Verteidiger erstmals zu den Vorwürfen äußern. Doch auch zu ihrem Misstrauensantrag verlor sie in de Öffentlichkeit kein Wort. Sie hatte das Vorhaben dem Richter nach dessen Angaben von einem Polizeibeamten ausrichten lassen und hatte dessen Nachfrage lediglich durch ein Nicken bejaht.
Richter Götzl setzte nach seiner knapp vorgetragenen Entscheidung am Dienstag die Verhandlung fort. Zschäpe verfolgte schweigend, wie Götzl eine Zeugin vernahm, die unter Tränen über eine herzliche Urlaubsbekanntschaft mit Zschäpe vor mehreren Jahren berichtete. Zschäpe biss die Lippen zusammen, faltete die Hände auf dem Tisch und blickte starr geradeaus.
Die heute 21-jährige Zeugin sagte, sie habe sich bei dem Urlaub mit ihren Eltern auf Fehmarn mit Zschäpe und ihren engen Begleitern Böhnhardt und Mundlos angefreundet. Die drei hätten sich als Liese, Max und Gerry ausgegeben.