Akademikerball - Anwälte mit „lachendem und weinendem Auge“

Wien (APA) - Die Anwälte des am Dienstag im Akademiker-Ball-Prozess nicht rechtskräftig verurteilten Demonstranten Josef S. sehen das Urteil...

Wien (APA) - Die Anwälte des am Dienstag im Akademiker-Ball-Prozess nicht rechtskräftig verurteilten Demonstranten Josef S. sehen das Urteil mit einem „lachenden und weinenden“ Auge, wie Anwalt Clemens Lahner bei einer Pressekonferenz am Dienstagabend sagte. Positiv sah er, dass der Anklagepunkt der absichtlich schweren Körperverletzung fallen gelassen wurde.

Die Begründung des Gerichts für das Urteil könne Lahner aber „nicht ganz nachvollziehen“. Grundsätzlich merkte er an, dass er froh sei, dass Josef S. „jetzt aus dem Knast heraußen ist“. Auch die zweite Verteidigerin Kristin Pietrzyk sagte: „Zwei Herzen schlagen in meiner Brust.“ Juristisch sei sie aber unzufrieden mit dem Urteil.

Pietrzyk sagte, man habe nun drei Tage Zeit, zu überlegen, ob das Urteil angenommen wird. Eine Entscheidung werde am Freitag veröffentlicht. Bis jetzt hätte es noch keine Gelegenheit gegeben, mit Josef S. die Sache zu besprechen.

Lahner meinte, die kurze Urteilsbegründung des Gerichts habe ihn nicht überzeugt. Im Wesentlichen beruht der Schuldspruch auf einen einzigen Belastungszeugen. Er habe auch den Eindruck, dass sich die Staatsanwaltschaft nicht besonders ins Zeug gelegt habe, den Sachverhalt aufzuklären.

Pietrzyk sagte auf eine entsprechende Frage, man müsse sich - wenn man sich das Urteil und den Gang der Verhandlung ansieht - auf ein „anderes Risikopotenzial“ einstellen als bisher, wenn man auf eine Demonstration geht. Lahner merkte dazu an, sollte das Ziel des Prozesses gewesen sein, abschreckend zu wirken, dann sei dies „ziemlich nach hinten losgegangen“, wenn man sich ansehe, welche Welle der Solidarität es gegeben habe.