Das Tanzen verkniffen
Tradition in zeitgemäßer Interpretation: Das Ensemble ALMA begeistert in Erl.
Erl –Volksmusik ist jene Musik, bei der man im Bedarfsfall Tische und Bänke etwas zur Seite rückt, Platz für einen Tanzboden schafft und den durchs Tanzen aufkeimenden Durst mit einem frisch gezapften Bier löscht. Dass Volksmusik auch bei Tanz-Entbehrung in dem von Wagner’schem Odem durchwehten mondänen Konzerthaus in Erl ordentlich etwas hergibt, bewies das Ensemble ALMA in der Besetzung Julia Lacherstorfer, Evelyn Mair, Matteo Haitzmann (jeweils Violine und Gesang), Marie-Theres Stickler (Harmonika, Gesang) und Marlene Lachers-torfer (Kontrabass, Gesang).
ALMA, absolut kein Käse aus dem Ländle, dafür garantiert vom besten Eck der österreichischen Volksmusikszene, darf man getrost beim Synonym „Seele“ verorten. ALMA vereinen gewachsene musikalische Vergangenheit, gelebte Gegenwart und hoffnungsvolle Zukunft. ALMA verschmelzen Bedächtigkeit und Enthusiasmus, Regionalität und Grenzenlosigkeit absolut souverän. Mit Leichtigkeit verknüpfen sie über die Schiene der Improvisation Ländler, Polka, Jodler, Walzer, die Musikkultur des Nordens, Bourrée, Musette und Csárdás.
Wenn sie in ihren Eigenkompositionen hymnisch Forelle, Apfelmus, die Liebe und den Wein besingen, verweisen sie auf ein kreatives Potenzial, das man, wenn man so will, in der Schublade Kunstlied ablegen müsste. Doch zum Ablegen ist diese Musik nun absolut nicht geeignet. Die will gespielt und gelebt werden.
Wie herrlich arrangiert war auch Max Regers „Der Mond ist aufgegangen“ zu erleben. Der Blick auf Bart Howards „Fly me to the moon“ zeigte vielleicht die Grenzen von ALMA auf, Jazzstimmen sind sie (noch) nicht. Über den ganzen Abend die aufflackernde Tanzlust verkniffen und wohl manierlich auf das innere Takt-Mitklopfen reduziert, war man von ALMA angetan, die traditionellen Volksmusikliebhaber, die an Weltmusik orientierten Hörerschichten und die Freunde klassischer Musik. Was will man mehr? Tanzen, eventuell doch! (hau)