Wendlinger im TT-Interview

„Ecclestone weiß, was er tut“

Nach zehn von 19 Formel-1-Rennen zieht Ex-Pilot Karl Wendlinger eine erste Bilanz: zwischen Finanzproblemen, dem „Dinosaurier“ Bernie Ecclestone und seinem WM-Tipp.

Herr Karl Wendlinger: Was hat Ihnen bisher am besten gefallen?

Karl Wendlinger: Was die Überholmanöver, die Rad-an-Rad-Duelle oder die Spannung bei vielen Rennen betrifft, haben wir wirklich viel Interessantes erleben dürfen. Und es wird ja beim Blick auf die kommende Saison noch besser: Die Konkurrenz rund um Mercedes kann weiter aufschließen.

Was hat Sie an der neuen Formel 1 nicht so begeistert?

Wendlinger: Generell wurde mir zu viel kritisiert. Mir gefällt das angeleitete Fahren nicht. Diese Boxensprüche: „Du bist im Zeitfenster ... fahr schneller ... spar mehr Benzin.“ Zusätzlich hat die Außenwirkung durch die dauernd thematisierten Finanzprobleme stark gelitten.

Inwieweit?

Wendlinger: Die Königsklasse braucht elf Teams und 22 Fahrer. Darum wäre eine Finanz-Obergrenze ein Muss. Jetzt wurden aber neue Motoren produziert und dadurch haben sich die Kosten für den Antrieb verdoppelt. Da bleibt vielen Teams wenig Luft nach oben, das wiederum lässt keine Entwicklungsarbeit zu, dadurch erleben wir eine größer werdende Schere. Da geht man in die falsche Richtung.

Was wären mögliche Lösungsvorschläge?

Wendlinger: Das ist natürlich schwer, aus der Distanz zu beurteilen. Aber eines muss man klar unterstreichen: Wenn man die kleinen Teams halten möchte, dann wird man in jedem Fall reagieren müssen.

Ein sich hartnäckig haltender Kritikpunkt stellt der Motorensound dar.

Wendlinger: Ich hätte mir nie gedacht, dass diese Debatte schier gar nicht enden will. Früher war die Lautstärke der Motoren einfach beeindruckend, jetzt ist es halt anders. Aber die Zeitspanne für die Akzeptanz war offenbar noch zu kurz. Das wird sich einpendeln.

Dann gibt es wichtige Personen wie den Ferrari-Präsidenten Luca di Montezemolo, die permanent als interne Kritiker auftreten.

Wendlinger: Seine harten Worte sollten sich mehr an seine Ingenieure oder Techniker richten. Das neue Reglement kam ja nicht von heute auf morgen, sondern das wurde vor Jahren beschlossen. Darum ist das Genörgel fehl am Platz.

Und wie sehen Sie die Situation von Ferrari-Come­backer Kimi Räikkönen?

Wendlinger: Die Erwartungshaltung bei Lotus war eine ganz andere. Dort hatte Räikkönen auch mit Romain Grosjean einen schwächeren Teamkollegen als jetzt mit Fernando Alonso. Die Scuderia hat ihn für viele Millionen verpflichtet – da erwartet man mehr. Wobei man einfach sagen muss, dass ihr Auto nicht gut genug ist. Doch die Italiener verfügen über große Ressourcen und die werden sie ausschöpfen. Ich glaube aber, dass Räikkönen nicht zu Alonso aufschließen kann. Er ist klar der Platzhirsch.

Um Vierfach-Champion Sebastian Vettel gibt es aktuell Gerüchte, McLaren und Mercedes würden ihn abwerben. Kommt der Abgang irgendwann sowieso?

Wendlinger: Beides scheint möglich: Man kann sich einen Verbleib gut vorstellen. Andererseits, die Zeit in der Königsklasse ist begrenzt und so werden Alternativen niemals ganz ausgeschlossen.

So nebenbei drängt mit Valtteri Bottas (Williams) oder Daniel Ricciardo (Red Bull) die nächste Fahrer-Generation erfolgreich ins Rampenlicht.

Wendlinger: Nicht zu vergessen Kevin Magnussen (McLaren) oder auch Daniel Kwjat von Toro Rosso. Das sind super Erscheinungen, die die Szene aufmischen.

Themenwechsel: Ist Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone (83) mittlerweile zu alt, was die Vermarktung rund um das Internet betrifft? Würde etwa ein jüngerer Manager die nächste Fan-Generation mehr ansprechen?

Wendlinger: Das lässt sich nicht einfach so beantworten. Was man auf alle Fälle sagen muss: Ecclestone weiß, was er tut. Er hat die Fäden in der Hand. Und ich bin mir auch sicher, dass nach ihm nie mehr wieder so viele Gelder fließen werden. Er hat das alles ermöglicht und dieses Produkt zu dem gemacht, was es heute ist. Dass in Hockenheim, beispielsweise der Zuschauer-Andrang ausblieb, hat mehr mit den überteuerten Ticketpreisen und dem fehlenden Rundherum zu tun.

Da konnte das Österreich-Rennen in Spielberg heuer punkten.

Wendlinger: Absolut. Das war ein perfekter Einstand, mit einer Begeisterung, die man sofort gespürt hat. Das wird auch so bleiben. Zeltweg oder Spielberg haben das Publikum immer angezogen.

Fehlt nur noch Ihr WM-Tipp?

Wendlinger (lacht): Wie ich zu Saisonbeginn gesagt habe: Nico Rosberg.

Das Gespräch führte Daniel Suckert

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