Kulturpolitik

Bundestheater: Holding hat als Kontrollinstanz versagt

Georg Springer, inzwischen zurückgetretener Geschäftsführer der Bundestheater Holding, und Kulturminister Josef Ostermayer bei einer Pressekonferenz zur Finanzaffäre des Wiener Burgtheaters im März dieses Jahres. Seither ist auch die Holding selbst zunehmend in die Kritik geraten.Foto: APA/Neubauer

Innsbruck, Wien – Wenigstens die Portokassen waren in Wiener Staatsoper, Volksoper und Burgtheater scheinbar gut gefüllt: Satte 8,91 Millionen Euro an Gagen, Honoraren und Reisekosten sind in den drei Tochtergesellschaften der Bundestheater-Holding in den Geschäftsjahren 2009/10 bis 2011/12 in bar ausbezahlt worden – davon 7,13 Millionen Euro, also rund 80 Prozent, allein im Burgtheater. Die höchste Anzahl der dort insgesamt getätigten 229 Bar­auszahlungen im Prüfungszeitraum gingen an den künstlerischen Geschäftsführer Matthias Hartmann.

Doch bei Weitem nicht nur die Tatsache, dass es in der Bundestheater-Holding „keine schriftlichen Richtlinien“ gegeben hat, wonach Barauszahlungen möglichst vermieden werden sollten, gehört zur langen Liste an Kritikpunkten im 160 Seiten starken Endbericht des Bundesrechnungshofes über die Bundestheater-Holding. Sie betreffen die Holding selbst genauso wie die Rolle des Kulturministeriums, das laut RH vor allem durch Unterlassungen glänzte. Als die Holding in ihren Finanzierungskonzepten negative Ergebnisse und daher einen zusätzlichen Finanzbedarf auswies, reagierte das Kulturministerium nicht. Auch Maßnahmen der Holding zum Ausgleich wurden nicht gefordert. Unterlagen über die Analyse der von der Holding übermittelten Quartalsberichte: Fehlanzeige.

2009 hat das Ministerium eine Evaluierung des Bundestheater-Konzerns in Auftrag gegeben – Kostenpunkt: rund 522.000 Euro. Davon sind laut RH allein 175.000 an einen Wirtschaftsprüfer entfallen, der seine Leistung an das Kulturessort jedoch „grundsätzlich nur mündlich“ erbracht habe – „daher war diese Leistung nicht nachvollziehbar“, heißt es im RH-Bericht. Für den RH als Neuerung nachvollziehbar war am Ende „lediglich ein Optimierungspotenzial von 5000 Euro“.

Kritisch betrachtet wird auch Georg Springers Rolle als Geschäftsführer der Holding und die Tatsache, dass die Position seit 1999 nie öffentlich ausgeschrieben wurde, obwohl gesetzlich vorgesehen. Springer habe 2011 zusätzlich einen Zuschlag von 36,9 Prozent erhalten, wodurch sein Bruttojahresbezug auf rund 258.000 Euro stieg.

Der Holding selbst bescheinigt der RH Kontrollversagen: Sie habe „ihre strategische Führungsrolle“ als Kontrollinstanz „unzureichend“ erfüllt, „keine genehmigungsfähigen Dreijahrespläne mit den Bühnengesellschaften“ erarbeitet, außerdem auch „keine realistischen mehrjährigen Finanzierungskonzepte“ erstellt. Springer habe „als Vorsitzender der Aufsichtsräte der Tochtergesellschaften deren ungenauen Jahresbudgets“ zugestimmt.

Die Reaktionen auf den Bericht fielen am Mittwoch entsprechend empört aus: Die Grünen sahen sich in ihrer Meinung bestätigt, dass es mit einer Reform der Holding nicht getan sei. „Das Kulturministerium unter Claudia Schmied und die Bundestheater unter Georg Springer sind sehenden Auges ins Desaster gerannt“, so Kultursprecher Wolfgang Zinggl. Auch ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter forderte ein umfassendes Neukonzept für die Holding. Eine konstruktive Aufnahme der RH-Kritik versprachen Holding und Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ). (APA, jel)