Bregenzer Festspiele: Mit der Eröffnung begann das Abschiednehmen
Bregenz (APA) - Mit der Eröffnung der 69. Bregenzer Festspiele begann am Mittwoch gleichzeitig auch das Abschiednehmen: Zum Höhepunkt des Fe...
Bregenz (APA) - Mit der Eröffnung der 69. Bregenzer Festspiele begann am Mittwoch gleichzeitig auch das Abschiednehmen: Zum Höhepunkt des Festakts im Festspielhaus wurde die abschließende Überreichung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse an den scheidenden Intendanten David Pountney durch Bundespräsident Heinz Fischer, die in ausdauernde Standing Ovations mündete.
Er unterbreche „ganz ungern diesen wohlverdienten Applaus, aber ich darf ja nicht vergessen, die Festspiele zu eröffnen - und zwar die Bregenzer Festspiele“, nahm das Staatsoberhaupt, das der künftigen Intendantin Elisabeth Sobotka „alles Gute und am Ende einen ebensolchen Applaus“ wünschte, Bezug auf einen Lapsus, der ihm 2008 passiert war: damals hatte er am Bodensee die „Salzburger Festspiele“ eröffnet. Ganz ohne Hoppala ging es auch diesmal nicht ab, nannte der Bundespräsident den Komponisten der Oper „Geschichten aus dem Wiener Wald“, der am Abend die erste Festspiel-Premiere gewidmet ist, doch „Heinz Karl Graber“ statt Heinz Karl Gruber.
Gruber dirigierte in der von Pountney sehr abwechslungsreich gestalteten 75-minütigen Eröffnung selbst das „Lied von der Wachau“ und war in den auf einer kreisrunden Video-Leinwand eingespielten Clips (Gestaltung: Markus Barnay, Hannes Wiederin und Moses Moosbrugger) u.a. dabei zu beobachten, wie er sich von einem der in Wien allgegenwärtigen Verkäufern der touristischen Mozart-Konzerte sein Angebot erläutern ließ.
Seine elfte und letzte Saison hat Pountney unter das Motto „Wien zartbitter“ gestellt, und mit Wien-Klischees setzten sich auch die das Musikprogramm begleitenden Videos auseinander, die das kitschige ebenso wie das schäbige Wien zeigten, Bettler und devastierte Hausfassaden ebenso wie Kaffeehäuser und Riesenrad. Neben den von Patrick Summers dirigierten Wiener Symphonikern und der JOV Street Band gaben u.a. die Sänger Ilse Eerens, Anke Vondung, Alexander Kaimbacher und Denise Beck, Akrobaten und Puppenspieler eine bunte Vorschau auf die Festspiele, die bis 25. August weit über 200.000 Besucher erwarten.
Nicht nur Fischer, auch Festspielpräsident Hans-Peter Metzler und Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) dankten dem abtretenden Intendanten. Metzler spielte mit Seitenblick auf den Minister auf die prekäre Finanzierungslage der Festspiele an: „Keine Experimente darf es bei den Rahmenbedingungen geben, wenn wir nicht der Dunkelheit entgegengehen wollen.“
Ostermayer verwies auf die Bedeutung der Kultur und die Aktualität der programmierten Stücke in einer Zeit, in der man in Europa wieder mit Nationalismus, National-Chauvinismus und Verhetzung konfrontiert sei, und dankte überdies dem langjährigen Festspiel-Präsidenten Günter Rhomberg dafür, dass er interimistisch die Bundestheater-Holding-Leitung übernommen habe und der kommenden Festspiel-Intendantin Sobotka, dass diese Mitglied der Findungskommission für die Burgtheater-Direktion geworden sei.
Der Festakt, an dem aus der Politik u.a. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner, Finanzstaatssekretär Jochen Danninger, der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP), Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und Grünen-Chefin Eva Glawischnig teilnahmen, begann mit einer töchterlosen Bundeshymne - weil nur instrumental gespielt. Und endete mit einem Medley aus „Show Boat“.
Dieses Musical hatte Pountney in seinen beiden letzten Saisonen als Spiel auf dem See bringen wollen - und musste zugunsten der finanziell weniger riskanten „Zauberflöte“ umdisponieren. „Das Bühnenbild liegt komplett fertig hier im Lager. Es kann jederzeit gespielt werden. Ich würde mich freuen“, hatte der Intendant kürzlich im APA-Interview gesagt.
Rechtzeitig vor der morgigen ersten „Zauberflöte“-Vorstellung könnte sich das Regenwetter wieder verziehen. Beim nach der Eröffnung angesetzten Open-Air-Empfang vor dem Festspielhaus schien jedenfalls erstmals seit Tagen wieder die Sonne.
(S E R V I C E - www.bregenzerfestspiele.at)