Haft und 170 Mio. Euro Strafe für illegale Zigarettenfabrik
Innsbruck, Wels – Das größte Finanzstrafverfahren, das je in Österreich verhandelt wurde, so nannte es der Vorsitzende gestern am Landesgeri...
Innsbruck, Wels –Das größte Finanzstrafverfahren, das je in Österreich verhandelt wurde, so nannte es der Vorsitzende gestern am Landesgericht Wels. Es endete mit einem – nicht rechtskräftigen – Urteil, das Prozessbeobachter mit ungläubigem Staunen zurückließ. Eine ganz wichtige Rolle spielte dabei eine illegale Fabrik in Brixen im Thale.
Filmreif, was dem Hauptangeklagten, der bis zuletzt in Tirol wohnte, vorgeworfen wurde. Er soll zwischen 2002 bis 2004 mehrere Zigarettenfabriken, darunter jene in Brixen, betrieben haben. 786 Millionen Zigaretten im Wert von 265 Millionen Euro sollen hier erzeugt worden sein.
Den großen Fisch an Land gezogen haben Tiroler Zollfahnder, die dem Mann 2006 auf die Schliche gekommen waren. Aufgrund angeblicher gesundheitlicher Probleme verzögerte sich der Prozess immer wieder. Gestern dann das Urteil, das der Mann in seiner Zelle erwartete – nachdem er zuvor regungslos in seinem Transportstuhl verharrte.
Das Gericht erkannte ihn schuldig der gewerbsmäßigen Abgabenhinterziehung und dem vorsätzlichen Eingriff in das Tabakmonopol. Das Urteil: 4,5 Jahr Haft, 85 Millionen Euro Geldstrafe, 85 Millionen Euro Wertersatzstrafe. Im Falle der Uneinbringlichkeiten der Millionenstrafen muss der Mann zusätzlich je 24 Monate hinter Gitter.
Auch vier weitere Beteiligte erhielten hohe Haft- und Geldstrafen. Zwischen zwölf Monaten und dreieinhalb Jahren müssen sie hinter Gitter. Zusätzlich gab es auch hier Millionenstrafen (bis zu 85 Mio. Euro). Ein Angeklagter erbat sich Bedenkzeit, vier Verteidiger meldeten sofort Berufung an. (TT, mw)