Mindestens 75 Tote bei zwei Anschlägen im Norden Nigerias
Abuja (APA/AFP/Reuters/dpa) - Im Norden Nigerias sind bei zwei Bombenanschlägen am Mittwoch mindestens 75 Menschen getötet worden. Das erste...
Abuja (APA/AFP/Reuters/dpa) - Im Norden Nigerias sind bei zwei Bombenanschlägen am Mittwoch mindestens 75 Menschen getötet worden. Das erste Attentat in der Stadt Kaduna habe einem muslimischen Würdenträger gegolten, der als moderat gilt, wie die Polizei mitteilte. Bei der Explosion sollen 25 Menschen ums Leben gekommen sein. Bei einem zweiten Anschlag auf einem Markt wurden mindestens 50 Personen getötet.
Der erste, in einem Auto versteckte Sprengsatz detonierte, als ein Konvoi mit dem bekannten islamischen Kleriker Sheikh Dahiru Bauchi vorbeifuhr, berichtete die Zeitung „Premium Times“ (Onlineausgabe). Mindestens 25 Menschen wurden getötet, Bauchi überlebte das Attentat unverletzt. Bauchi hat wiederholt die Terrorgruppe Boko Haram („Westliche Erziehung ist Sünde“) kritisiert. Bereits im Juni hatte es direkt vor Bauchis Haus eine Explosion gegeben, bei der ein Mensch verletzt worden war.
Das zweite Attentat wurde wenig später ebenfalls in Kaduna verübt. Eine Bombe explodierte nach Polizeiangaben auf einem belebten Markt, nur wenige Kilometer vom ersten Anschlagsort entfernt. Nach Angaben eines lokalen Mitarbeiters des Roten Kreuzes kamen dabei 50 Menschen ums Leben. Die Polizei konnte zunächst keine Angaben über Opfer machen.
Im Bundesstaat Kaduna, wo viele Christen leben, hatte es in der Vergangenheit mehrere Anschläge gegeben, die der Islamistengruppe Boko Haram zugeschrieben wurden. 2012 bekannten sich die Islamisten zu drei Selbstmordanschlägen gegen Kirchen in dem Bundesstaat, die zu Ausschreitungen mit hunderten Toten führten.
Boko Haram bezeichnet sich selbst als „nigerianische Taliban“ und fordert die Einführung der Scharia, der islamischen Rechtsordnung, im gesamten Land. In zwölf der insgesamt 36 Teilstaaten des westafrikanischen Staates herrscht bereits die Scharia - vor allem im muslimisch geprägten Norden (im Gegensatz zum christlichen Süden). Die Rechtsprechung sieht zum Teil drakonische Strafen, wie etwa die Steinigung für Ehebrecher, vor. In neun Teilstaaten ist die Scharia seit Ende der 1990er gänzlich in Kraft, in drei nur in Gebieten, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt sind.
Die Attentate der sektenähnlichen Gruppe richten sich sowohl gegen staatliche und christliche Einrichtungen, aber immer wieder auch gegen moderate Muslime. Übersetzt heißt „Boko“ (Hausa) wörtlich „Buch“ und steht für Wissen und Bildung im westlichen Sinn, und „Haram“ (Arabisch) für alles „Unislamische“ und Verbotene.