Mutmaßlicher NSU-Helfer war Quelle für Verfassungsschutz

München (APA/dpa) - Ein mutmaßlicher Unterstützer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ hat sich im NSU-Prozess in München als Quelle de...

München (APA/dpa) - Ein mutmaßlicher Unterstützer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ hat sich im NSU-Prozess in München als Quelle des Verfassungsschutzes offenbart. Er sei im März 1997 als Häftling in der Justizvollzugsanstalt Gotha angesprochen worden und habe sich mehrmals mit Beamten der Behörde getroffen. Dafür habe er mehr als 3.000 Mark (1.533 Euro) erhalten.

Kurz nach dem Abtauchen von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt im Jänner 1998 habe ihn ein Bekannter aus der Szene gefragt, ob er ein kaputtes Auto abholen könne. Dieses Auto soll der mitangeklagte Ralf Wohlleben dem NSU-Trio für seine Flucht ausgeliehen haben. In der Nähe von Dresden soll es einen Unfall gehabt haben. Er sei dann mit seinem eigenen Auto und einem Spezialanhänger zu einem Parkplatz oder Rastplatz an der Autobahn A4 gefahren und habe Wohllebens Wagen nach Jena zurückgebracht. Wohlleben habe ihn auf der Fahrt begleitet. Unmittelbar darauf hätten sich die Verfassungsschützer ein weiteres Mal bei ihm gemeldet.

Die Vernehmung des Zeugen verlief äußerst zäh. Er machte immer wieder Erinnerungslücken geltend und widersprach sich zeitweise. Einmal sagte er, er habe mit Wohlleben nie näher zu tun gehabt, an anderer Stelle sagte er, er habe mehrere Stunden mit ihm in seinem Auto verbracht. Der Zeuge sagte, einmal sei er wegen eines Haftbefehls nach Dänemark geflohen. Dass er dort bei einem bekannten Holocaust-Leugner untergekommen war, sei Zufall gewesen. Der Mann habe ihm nur „ein Ferienhaus vermietet“. Als Beistand brachte der Zeuge einen Szeneanwalt mit, der selbst auch schon als Zeuge ausgesagt hatte.

Ein weiterer Zeuge war am Morgen seiner Vernehmung mit einer skurrilen Begründung ferngeblieben: Er sei zwar schon unterwegs zum Gericht gewesen, habe aber unterwegs „etwas trinken müssen“ und sich eine Wirtschaft gesucht. Er war schon einmal ohne Entschuldigung nicht erschienen und wird auf Wunsch der Bundesanwaltschaft zu einem neuen Termin voraussichtlich zwangsweise vorgeführt werden.

Der Mann hatte in den 1990er Jahren derselben Jugendbande angehört wie Böhnhardt. In einer Polizeivernehmung hatte er einen weiteren Böhnhardt-Freund mit einem bis heute ungelösten Kindermord in Jena in Verbindung gebracht.