Zwei Stunden Todeskampf: Mörder in USA qualvoll hingerichtet
Im US-Bundesstaat Arizona rang ein 55-Jähriger, der wegen zweifachen Mordes verurteilt worden war, nach der Injektion der Giftspritze mit dem Tod.
Phoenix – In den USA ist abermals ein verurteilter Mörder unter qualvollen Bedingungen hingerichtet worden. Nach Angaben seines Anwalts sowie Augenzeugen zufolge dauerte es bei der Exekution im US-Bundesstaat Arizona fast zwei Stunden, bis der 55-jährige Joseph Wood am Mittwoch nach der Injektion einer wenig erprobten Giftmischung für tot erklärt wurde. Eine Angehörige der Opfer zeigte sich unnachgiebig.
Zehn Minuten dauert es normalerweise, bis ein Todeskandidat nach der Verabreichung des Giftcocktails stirbt - 117 Minuten sollen es in Woods Fall gewesen sein. Er war wegen des Mordes an seiner Ex-Freundin und deren Vater im Jahr 1989 zum Tode verurteilt worden. Noch am Tag vor seiner Hinrichtung wies der Oberste Gerichtshof eine Forderung Woods nach mehr Informationen zu dem bisher kaum verwendeten Gift ab. Injiziert wurde ihm eine Mischung aus dem Beruhigungsmittel Midazolam und dem Schmerzmittel Hydromorphon.
Hunderte Male nach Luft geschnappt
„Er hat gekeucht und nach Luft gerungen“, sagte Woods Anwalt Dale Baich, nachdem der Todeskampf seines Mandanten beendet war. Derart grausam muss die Hinrichtung gewesen sein, dass Woods Anwälte einen Eilantrag stellten, die Exekution zu stoppen und ihn wiederzubeleben - da war seit der Verabreichung des Gifts schon mehr als eine Stunde vergangen. Um 15.49 Uhr (Ortszeit, 0.49 Uhr MESZ) wurde Wood schließlich für tot erklärt.
Michael Kiefer, ein Reporter für The Arizona Republic sagte, der Verurteilte habe hunderte Male nach Luft geschnappt. Troy Hayden von Fox News sagte, es sei „sehr verstörend“ gewesen, die Hinrichtung mit anzusehen. „Irgendwann habe ich mich gefragt, ob er überhaupt jemals sterben würde.“
Gouverneurin: Woods starb „auf rechtmäßige Art“
„Sie wissen ja nicht, was qualvoll ist“, sagte hingegen Jeanne Brown, eine Angehörige der beiden Mordopfer, vor Journalisten. „Es ist qualvoll, den eigenen Vater und die eigene Schwester in einer Blutlache liegen zu sehen.“ Wood habe den Tod verdient, und sie glaube auch nicht, dass er gelitten habe. „Für mich klang das, als schnarche er.“
Auch die Gouverneurin von Arizona, Jan Brewer, sagte, Wood sei auf „rechtmäßige Art“ gestorben und habe nach ihren Informationen von Ärzten und Augenzeugen nicht gelitten. Den Angehörigen seiner Opfer habe er hingegen lebenslanges Leid angetan. Gleichwohl zeigte sich Brewer beunruhigt, dass die Hinrichtung derart lange dauerte und ordnete eine Untersuchung an.
Nach Angaben der Vorsitzenden der Nationalen Koalition für die Abschaffung der Todesstrafe, Diann Rust-Tierney, wurde Woods Giftcocktail zuvor erst einmal angewandt. Damals war in Ohio Dennis McGuire hingerichtet worden - und auch sein 26-minütiger Todeskampf hatte für Empörung gesorgt. „Das Schlimmste an Joseph Woods verpfuschter Hinrichtung ist, dass sie komplett vorhersehbar war und hätte verhindert werden können“, betonte Rust-Tierney.
Mix aus Schmerz- und Beruhigungsmittel
Die USA haben derzeit Probleme bei der Versorgung mit den für die Giftinjektionen verwendeten Mitteln, seitdem die europäischen Zulieferfirmen sich weigern, dafür das Betäubungsmittel Pentobarbital zu liefern. Dieses wird in der Tiermedizin verwendet. Mehrere US-Bundesstaaten, die noch die Todesstrafe vollstrecken, benutzen deswegen seitdem neue Mittel, die teils aber nicht offiziell zugelassen und erprobt sind.
In Arizona wurde ein Mix aus dem Schmerzmittel Hydromorphon und dem Medikament Midazolam, mit dem Patienten vor Operationen beruhigt werden verwendet. Nach Zählungen des Death Penalty Information Center gab es seit 1976 bei mindestens 44 Hinrichtungen ernsthafte Probleme.
Insgesamt sehen 32 der 50 US-Bundesstaaten die Möglichkeit vor, Menschen zum Tode zu verurteilen und hinzurichten. Die Giftspritze ist die am häufigsten verwendete Methode. Daneben sind in einigen Staaten auch Hinrichtungen auf dem elektrischen Stuhl, in Gaskammern (Arizona, Missouri, Wyoming) oder durch Erhängen (Delaware, New Hampshire, Westküstenstaat Washington) erlaubt. Die 18 Staaten, in denen die Todesstrafe abgeschafft wurde, liegen vor allem im hohen Norden und Nordosten der USA. (APA/AFP, dpa)