Fährensicherheit: Nicht alle Schiffe optimal

Wien (APA) - Ein gutes Gesamtergebnis hat ein europaweiter Fährentest geliefert, den der ÖTC in Zusammenarbeit mit seinen Partnerclubs im Ra...

Wien (APA) - Ein gutes Gesamtergebnis hat ein europaweiter Fährentest geliefert, den der ÖTC in Zusammenarbeit mit seinen Partnerclubs im Rahmen des Verbraucher-Schutzprogramms EuroTest durchgeführt hat. Von 18 Schiffen wurden sieben als „sehr gut“ oder „gut“ klassifiziert, drei als ausreichend, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung.

„Die Mehrzahl der getesteten Schiffe erfüllt alle Sicherheitsanforderungen und befindet sich auf einem hohen technischen Niveau“, fasste Touristikerin Maria Renner das Resultat zusammen. Begutachtet wurden 18 Schiffe, deren Fährstrecken in der Nord- und Ostsee und im Mittelmeer verlaufen. Getestet wurden die Fähren nach den Kriterien Sicherheitsinformationen, Konstruktion und Stabilität, Brandschutz, Rettungsmittel sowie Sicherheitsmanagement.

Die höchste Punktzahl im Test erreichte die Fähre „Color Magic“ (Baujahr 2007) der norwegischen Reederei Color Line, die zwischen Kiel und Oslo verkehrt. Der Testsieger sei eines von wenigen Schiffen im Test, auf denen Passagiere ausführliche Sicherheitshinweise erhalten, sowohl in Form von Broschüren am Check-in als auch an Bord über Lautsprecher, hieß es.

Am unteren Ende der Bewertungsskala rangierte die zypriotische Fähre „Scandola“. Sie verbindet die beiden spanischen Hafenstädte Valencia und Sant Antoni de Portmany. Erbaut 1992, verfügt die Fähre der Reederei Trasmediterranea zwar über videoüberwachte Passagierdecks, Rauchmelder und Sprinkleranlagen sowie gut markierte Fluchtwege. „Ein großes Manko ist jedoch, dass die Passagiere nur über die Fahrzeugrampe an Bord gelangen - während direkt neben ihnen Autos und Lkw einfahren“, so Renner. Aufgrund von ungesicherten Farbeimern und Benzinlacken auf dem Boden herrsche auf dem Autodeck Brandgefahr. Zudem seien die Rettungsboote und -westen teilweise alt oder in schlechtem Zustand. Ein modernes Evakuierungssystem fehle genauso wie ausreichende Sicherheitshinweise.

Ein gefährlicher Trend liege darin, dass immer mehr Reedereien dazu übergingen, in den Kabinen keine Rettungswesten mehr bereitzustellen, um Diebstahl zu vermeiden, wird in dem Test festgestellt. Stattdessen befänden sich Rettungswesten oft nur noch an Sammelstationen - wo sie jedoch teilweise in Spinden eingeschlossen seien und die Schlüssel sich beim Personal befänden. Optimierungsbedarf bestehe auch bei den Fluchtwegen: Diese sind zwar auf fast allen der getesteten Schiffe vorhanden, es mangelt jedoch noch an durchgehender Ausstattung mit Richtungspfeilen oder LED-Beleuchtung.

Untersucht wurden 18 Ro-Ro-Passagierfähren, also Fähren, bei denen das Ein- und Ausfahren von Fahrzeugen und Frachtgütern möglich ist („roll on, roll off“). Bei den Testern handelte es sich um international anerkannte, unabhängige Sachverständige und Kapitäne. Ohne sich bekannt zu geben und anhand einheitlicher Kriterien überprüften sie den Zustand der Schiffe sowie alle für Passagiere zugänglichen Sicherheitseinrichtungen. Nach diesem Inkognito-Test gab sich der Sachverständige beim Kapitän der Fähre zu erkennen. Mit einer Ausnahme (Fähre „Jean Nicoli“ der Reederei SNCM zwischen Ajaccio und Marseille) verhielten sich die Schiffsleitungen kooperativ. Die meisten Fährenbuchungen dieser Feriensaison dürften allerdings bereits erfolgt sein.