Fußball: ÖFB-U19 zu Gast im Heimatdorf von Ungarns Premier Orban

Budapest (APA) - Nach den beiden EM-Siegen in der Hauptstadt Budapest reist Österreichs Fußball-U19-Team am Dienstag in die ungarische Provi...

Budapest (APA) - Nach den beiden EM-Siegen in der Hauptstadt Budapest reist Österreichs Fußball-U19-Team am Dienstag in die ungarische Provinz. Das Duell mit Portugal um Platz eins in der Gruppe A steigt um 18.00 Uhr in Felcsut. In diesem rund 40 Kilometer von Budapest entfernten Dorf leben nur 1.800 Menschen, dennoch ist es in Ungarn in aller Munde.

Denn Ungarns Premier Viktor Orban ist in Felcsut aufgewachsen. Die Heimat des berühmten Sohnes profitierte in der jüngeren Vergangenheit extrem vom politischen Erfolg Orbans und stieg in Rekordzeit zu einer der wohlhabendsten Gemeinden Ungarns auf. Sogar die Lizenz für einen eigenen kleinen Flughafen hat Felcsut bereits erhalten.

Fußballfan Orban sorgt aber vor allem dafür, dass „sein“ Dorf zu einem kleinen ungarischen Fußball-Zentrum wurde. Neben der 2009 erbauten und nach Ungarns Legende Ferenc Puskas benannten Fußballakademie ließ der Regierungschef in Felcsut ein Stadion-Schmuckkästchen entstehen, unter dessen gewellten schwarzen Dächern 3.500 Menschen Platz haben. Also knapp doppelt so viele, wie in Felcsut zu Hause sind.

Kritische Stimmen gibt es in Ungarn zuhauf. „Die Megalomanie von Viktor Orban kennt keine Grenzen“, kritisierte etwa das Nachrichtenportal „Hirhatar“.

Der Stadionbau direkt vor der Haustür von Orbans Landsitz soll 13 Mio. Euro gekostet haben, fast drei Viertel davon sollen staatliche Zuschüsse gewesen sein. Den Rest gab es von Orbans Fußballstiftung, die von Staatsunternehmen und Wirtschaftsgrößen (OTP-Bank, Erdölkonzern MOL, Handelskette CBA) gefüttert wird, die Orbans rechtsnationaler Fidesz-MPSZ-Partei nahestehen. Auf diese Art und Weise hievte sich auch der FC Felcsut innerhalb weniger Jahre in die ungarische Fußball-Elite, mittlerweile ist man unter dem Namen Ferenc-Puskas-Akademia sogar in der obersten Liga angekommen.

Ungarische Erfolgssportarten, wie etwa der Nationalsport Wasserball, können von derartigen Zuwendungen nur träumen. Größter Profiteur in Felcsut ist Bürgermeister Lörinc Meszaros, ein Partei- und Jugendfreund Orbans. Vom einstigen Installateur ist Meszaros mittlerweile in die Top-100 der reichsten Ungarn aufgestiegen. Die Baufirma von Meszaros erhielt den Zuschlag für die Errichtung des neuen Stadions, zudem ist Meszaros zu einem der größten Landpächter Ungarns avanciert.

Die Zeitung „Pester Lloyd“ betont das „wirtschaftliche Naheverhältnis“ zwischen Meszaros und Orban, wobei bisher nicht nachgewiesen werden konnte, ob Meszaros als Strohmann auch das Orban-Vermögen verwaltet.