Salzburger Festspiele: Barenboims Bruckner und ein Mozart für Maazel

Salzburg (APA) - Der Klang war kraftvoll, massiv und mitreißend, der Applaus entsprechend lang und begeistert. Mit der 4. Symphonie in Es-Du...

Salzburg (APA) - Der Klang war kraftvoll, massiv und mitreißend, der Applaus entsprechend lang und begeistert. Mit der 4. Symphonie in Es-Dur („Romantische“) von Anton Bruckner haben die Salzburger Festspiele die Ouverture spirituelle fortgesetzt und zugleich den Zyklus aller neun Bruckner-Symphonien sowie die heuer sechsteilige Konzertreihe der Wiener Philharmoniker gestartet.

Der Konzertabend begann mit Mozart, und zwar mit der „Maurerischen Trauermusik“ in c-Moll, KV 477. Dieses kurze, klanggewaltige Stück wurde Lorin Maazel gewidmet, dem genau zehn Tage zuvor verstorbenen Dirigenten. Eine Trauerminute.

Dann folgte eine höchst bemerkenswerte Entdeckung - und zwar das „Requiem“ von Max Reger (1873-1916), komponiert nach einem Gedicht von Friedrich Hebbel. So wohlbekannt dieser Komponistenname auch sein mag, so selten wird diese Musik aufgeführt. Reger, exkommunizierter Alkoholiker, geriet zwischen die Fronten von Moderne und Tradition und wurde nach anfänglich großen Erfolgen noch zu Lebzeiten in den Hintergrund gedrängt. Dieses „Requiem“ aber machte Lust auf mehr und könnte Anlass sein, weitere Reger-Werke auszugraben.

Wohl auch, weil die Wiener Philharmoniker unter Daniel Barenboim für diese spätromantischen Klangfarben eine ideale Besetzung sind. Satt, kräftig und trotzdem leicht und transparent erzeugten die Philharmoniker jene Schwere, die einer Totenmesse angemessen ist und doch nie bleiern, zäh und erdrückend war. Ein Glück für Salzburg, dass die Philharmoniker dieses extrem selten aufgeführte Werk vor gut einem Monat bereits in Wien gespielt (und geprobt) haben.

Beeindruckend auch „Neo-Bariton“ Placido Domingo, der mit seiner anglikanischen Aussprache („Siile“ statt „Seele“) zwar schmunzeln machte, klanglich und musikalisch aber einmal mehr begeisterte. Domingos Stimmkraft mit 73 (!) Jahren ist definitiv verblüffend.

In Bruckners „Romantischer“ Symphonie ließ Barenboim das Orchester an der langen Leine. Der Dirigent hat alle neun Bruckner-Symphonien in Berlin gemacht, er hat sie drauf und dirigierte auswendig. Interpretations-Ehrgeiz des Dirigenten war in Salzburg allerdings keiner zu erkennen. Barenboim ließ die Philharmoniker spielen wie sie wollten. Das ist - gemessen an der extrem kurzen Probezeit - auch gut so, die Musiker können das. Das Ergebnis: Ein Bruckner wie immer und überall. Aber schön, handwerklich brillant sowie kraftvoll in Klang und Wirkung.