Handel stagniert - Geringfügige Beschäftigung nimmt zu
Wien (APA) - Der stationäre Einzelhandel verzeichnete im 1. Halbjahr 2014 eine Umsatzstagnation bei 26,5 Mrd. Euro. Erstmals ist die Verkauf...
Wien (APA) - Der stationäre Einzelhandel verzeichnete im 1. Halbjahr 2014 eine Umsatzstagnation bei 26,5 Mrd. Euro. Erstmals ist die Verkaufsfläche gesunken. Gestiegen ist hingegen die Zahl der geringfügig Beschäftigten. Für das Gesamtjahr erwarten die Händler eine stabile Entwicklung. Für ausländische Online-Anbieter wünschen sie sich die gleichen Steuer-, Entsorgungs- und Urheberrechtsabgaben wie im Inland.
Inflationsbereinigt gab es in den ersten sechs Monaten ein Nullwachstum, nominal lag es bei 1 Prozent. Bei Kosmetika, Schuhen, Bekleidung und Elektroartikeln gab es ein leichtes Plus, während Sportartikel und Lederwaren schwächelten. Laut KMU Forschung sind die Verkaufspreise im Handel um ein Prozent gestiegen - sie blieben somit unter der allgemeinen Teuerungsrate von 1,7 Prozent.
Zum Vergleich: Im Juni vermeldete die Statistik Austria, dass die Teuerung für den täglichen Einkauf (Mikrowarenkorb) im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat mit 3,2 Prozent deutlich höher lag als der Anstieg des Verbraucherpreisindexes (VPI) von 1,9 Prozent. Der Mikrowarenkorb enthält überwiegend Nahrungsmittel und soll den täglichen Einkauf widerspiegeln, im Mai lag der Preisanstieg bei 3,8 Prozent.
Bei den Beschäftigten gab es im Einzelhandel einen Zuwachs von 1,7 Prozent, rechnete Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch am Donnerstag mit Verweis auf Zahlen des Hauptverbandes der Versicherungsträger vor. Laut S gab es im gesamten Handel im Juni ein Plus bei den Arbeitslosenzahlen von 16,3 Prozent. Auffällig ist, dass im Einzelhandel die Zahl der geringfügig Beschäftigten stärker wächst als die Gesamtzahl der Beschäftigten (plus 2,2 Prozent gegenüber 1,7 Prozent). Rund 12 Prozent aller Einzelhandelsbeschäftigten sind geringfügig beschäftigt. 46 Prozent gehen einer Teilzeitarbeit nach - wobei das von vielen Mitarbeitern gewünscht werde, versicherte Lorentschitsch vor Journalisten.
Von den Verkäufern der insolventen Drogeriekette Dayli hätten über 80 Prozent wieder einen Job gefunden.
Der Rückgang der Verkaufsfläche um ein Prozent war hauptsächlich durch die schwierige Situation in Einkaufsstraßen und bei Nebenanlagen zurück zu führen. Nach wie vor entfallen aber 55 Prozent der Einzelhandelsflächen auf diesen Bereich.
Der Onlinehandel macht lediglich 4,5 Prozent des Einzelhandels aus, Tendenz steigend. Hier sieht Lorentschitsch großen Handlungsbedarf bei der Politik. Diese müsse, am besten auf europäischer Ebene, dafür sorgen dass auch für ausländische Internethändler die gleichen Steuer-, Entsorgungs- und Urheberrechtsangaben wie im Inland gelten. Rund die Hälfte des Onlinegeschäftes würden die Kunden über der Grenze abwickeln. Positiv wurde angemerkt, dass der Gesetzgeber kurz vor einer Novelle der Altgeräte-Entsorgung stehe, womit künftig auch ausländische Anbieter zur Kasse gebeten werden sollen.
Fazit von Lorentschitsch heute angesichts ihrer Halbjahresanalyse: „Der Handel ist sehr stabil und nimmt schön langsam wieder Fahrt auf.“ Ein Blick zurück in die vergangenen zehn Jahre zeigt, dass seither 14 Prozent der Einzelhandelsgeschäfte verschwunden sind - gleichzeitig stieg die Verkaufsfläche um 5 Prozent. Der Umsatzanteil der Einkaufsstraßen/Nebenanlagen ging von 73 auf 63 Prozent zurück.
Im November des Vorjahres gab es bei den Kollektivvertragsverhandlungen der über eine halbe Million Beschäftigte im Handel erstmals seit 1988/89 einen Doppelabschluss: Ab Jänner 2014 stieg das Mindestgehalt auf 1.450 Euro brutto, ab Jänner 2015 steigt es auf 1.500 Euro brutto.
( 0888-14, Format 88 x 62 mm)