Bahn frei für das Auerwild
Die Waldstruktur optimieren und Flugschneisen für den scheuen Vogel schaffen – das ist Ziel eines erfolgreichen Kooperationsprojektes am Zunig im Iseltal. Die Aufräumarbeiten stemmen im Sommer wieder großteils Volontäre.
Von Claudia Funder
Matrei i. O. –Alpenweit macht sich das Auerwild zunehmend rar, die Bestände schrumpfen. Durch die geänderte forstliche Nutzung sind viele Lebensräume des Urvogels verloren gegangen. Ein zu dichter Waldbestand etwa wirkt sich negativ auf seine Population aus. Genau hier setzt ein vor sieben Jahren von Nationalpark Hohe Tauern, Grundbesitzern, Jagdausübungsberechtigten und der Forstbehörde initiiertes Projekt am Zunig, dem östlichen Ausläufer der Lasörlinggruppe, an. Das Auerwild-Vorkommen stellt hier einen wichtigen Trittstein für den Vogel in das Iseltal und darüber hinaus dar.
„Es werden lebensraumverbessernde Maßnahmen für das Auerwild durchgeführt“, erklärt Wildbiologe Gunther Greßmann. „Dazu zählen das Auslichten des Waldbestandes, das Aufräumen der Äste und das Schaffen von Flugschneisen für das Auerwild als Fluchtmöglichkeit.“
Viel Aufklärungsarbeit sei nötig gewesen, heute sei die Akzeptanz im Projektgebiet seitens der Grundbesitzer jedoch hoch. „Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.“ Und die konzertierten Maßnahmen zugunsten des Bodenbrüters tragen Früchte. „Das Auerwild reagiert sehr schnell“, weiß Greßmann.
Über den Sommer sind wieder Volontäre des Nationalparks mit im Boot und packen am Zunig kräftig mit an. Acht Studenten nutzen die unifreie Zeit und absolvieren ein freiwilliges Praktikum. Bis Ende September erhält die hochmotivierte Truppe aus sechs Österreichern und zwei Deutschen einen erlebnisreichen Einblick in die facettenreichen Aufgaben des Parks. Einsatz finden sie im Besucherservice ebenso wie bei Arbeiten im Naturraum und Forschungsprojekten.
Einer von ihnen ist Frederick Manck: „Ich komme aus Oberammergau und habe in München Biologie studiert“, erzählt der 22-jährige Bayer, der im Oktober mit dem Masterstudium „Umweltmanagement in Bergregionen“ in Bozen starten wird. „Ich habe im vergangenen Herbst über das Internet von der Möglichkeit eines Volontariats erfahren.“ Am 7. Juli reiste er an und widmet sich seitdem mit seinen Kollegen unterschiedlichen Aufgaben. „Es ist extrem interessant, hinter die Kulissen zu schauen. Es steckt viel Arbeit dahinter, damit die naturräumliche und touristische Infrastruktur funktioniert. Ich bin beeindruckt, was die Leute hier leisten.“ Und Frederick ist überzeugt, dass er in Osttirol Erfahrungen macht, die wertvoll für seine berufliche Zukunft sein werden: „Das Programm ist so konzipiert, dass man Einblick in unterschiedlichste Bereiche erhält.“
Frederick und fünf seiner Kollegen sind im Sommer auch in besagtes Auerwild-Projekt involviert. Im Kleinbus ging es kürzlich auf 1700 m Seehöhe, bis knapp unterhalb der Zunigalm. Mit festem Schuhwerk stieg die Truppe einen Hang hoch. Sepp Berger, Waldaufseher und Forstarbeiter, wartete bereits und gab den Volontären vor Ort eine kurze Einweisung, bevor es ans Werk ging. Der Profi warf die Motorsäge an, um in einem definierten Bereich den Wald zu lichten. Dann ging es für die Studenten ans kollektive „Äste-Sammeln“.
„Für die Aufräumarbeiten sind die Volontäre eine wertvolle Unterstützung, sie leisten den Großteil dieser Maßnahmen“, so Greßmann über die Wichtigkeit ihres kräfteraubenden Engagements.
Ende August/Anfang September wird es für die Freiwilligen noch einmal hoch auf den Zunig gehen, um in einer zweiten Phase weiter zur Optimierung des Auerwild-Lebensraumes beizutragen. In der Zwischenzeit warten zahlreiche andere spannende Arbeiten und Erfahrungen.