UNO: Extremisten im Irak befehlen Genitalverstümmelung aller Frauen

Bagdad/New York (APA/AFP/Reuters/dpa) - Die sunnitischen Extremisten im Irak haben nach UNO-Angaben in den von ihnen kontrollierten Gebieten...

Bagdad/New York (APA/AFP/Reuters/dpa) - Die sunnitischen Extremisten im Irak haben nach UNO-Angaben in den von ihnen kontrollierten Gebieten die Genitalverstümmelung aller Frauen befohlen. Wie die UNO am Donnerstag mitteilte, ordnete die Organisation Islamischer Staat (IS) in einem „religiösen Rechtsgutachten“ (Fatwa) an, die Genitalien aller Frauen im Alter zwischen elf und 46 Jahren zu beschneiden.

Wie die stellvertretende Gesandte der Vereinten Nationen im Irak, Jacqueline Badcock, in einer in Genf ausgestrahlten Videokonferenz sagte, ist noch unklar, wie viele Frauen nun von der Fatwa bedroht sind. Unter Berufung auf UN-Zahlen schätzte sie jedoch, dass vier Millionen Mädchen und Frauen betroffen sein könnten.

Bisher sei die Praxis der Genitalverstümmelung oder Beschneidung im Irak nicht weit verbreitet und nur „in einigen isolierten Regionen“ üblich gewesen. Die „Fatwa“ sei „etwas sehr neues für den Irak, speziell in dieser Gegend und ist sehr besorgniserregend“, so die UN-Residentin und Koordinatorin der humanitären Hilfe in Erbil. „Dies ist nicht der Wille des irakischen Volkes, und auch nicht der Frauen des Irak, die in den von den Terroristen kontrollierten Gegenden leben“, so Badcock.

Die IS-Kämpfer hatten Anfang Juni zusammen mit verbündeten sunnitischen Rebellenkämpfern ihren Feldzug im Irak gestartet und mehrere Provinzen nördlich von Bagdad erobert. Die irakischen Streitkräfte hatten IS lange nichts entgegenzusetzen, auch weil die politische Elite in der Hauptstadt Bagdad heillos zerstritten scheint.

Nach monatelangem Tauziehen wählte das irakische Parlament am Donnerstag einen neuen Präsidenten. Der kurdische Politiker Fuad Masoum gewann mit 211 zu 17 Stimmen gegen seinen Herausforderer Hussein al-Moussaui. In der Nacht hatten sich die Abgeordneten des wichtigsten kurdischen Blocks bei einer Sitzung auf Masoums Kandidatur geeinigt. Laut der inoffiziellen Machtverteilung im Irak stellen die Kurden den Staatspräsidenten, die Schiiten den Regierungschef und die Sunniten den Parlamentspräsidenten. Die Wahl des Staatsoberhauptes macht den Weg frei zur Bildung einer neuen Regierung.

Für die von ihnen kontrollierten Gebiete im Irak und Syrien riefen die Kämpfer ein „Kalifat“ - einen Gottesstaat - aus. Die Gruppe verfolgt moderate Sunniten ebenso wie Schiiten, die sie als Ketzer betrachtet. Auch die christliche Minderheit im Irak wird von den Radikalsunniten bedroht.

Nach Angaben Badcocks leben etwa im von den Extremisten eroberten Mossul nur noch rund 20 christliche Familien. Einige Christen-Familien seien unter dem Verfolgungsdruck zum Islam konvertiert, andere hätten es vorgezogen, eine von der IS verhängte Strafe zu zahlen. Die meisten Christen jedoch sind inzwischen aus der einst multireligiösen Metropole geflohen. Die systematische Vertreibung der Christen hat international Proteste hervorgerufen.

Bei einem Angriff auf einen Konvoi mit Häftlingen wurden indes mehr als 60 Menschen getötet. Selbstmordattentäter sowie Bewaffnete attackierten laut Innenministerium in der Nacht auf Donnerstag die Polizei, die einen Bus mit dutzenden Gefangenen aus der Haftanstalt Taji nördlich von Bagdad eskortierte. Beim Anschlag und den folgenden Gefechten starben vor allem Gefangene, aber auch Beamte.