Streit über Fettecken-Schnaps landet beim Anwalt

Düsseldorf (APA/dpa) - Der Streit über die Verarbeitung des Rests der zerstörten „Fettecke“ von Joseph Beuys (1921-1986) zu Schnaps könnte e...

Düsseldorf (APA/dpa) - Der Streit über die Verarbeitung des Rests der zerstörten „Fettecke“ von Joseph Beuys (1921-1986) zu Schnaps könnte ein Fall für die Justiz werden. Die Künstler-Witwe Eva Beuys lässt die im Düsseldorfer Museum Kunstpalast gelaufene Aktion von einem Anwalt prüfen. Die Kanzlei Raue in Berlin bestätigte am Donnerstag einen Bericht der „Bild“-Zeitung.

Beuys hatte 1982 in einem Raum der Düsseldorfer Kunstakademie rund fünf Kilo Margarine knapp unter der Decke angebracht. Diese „Fettecke“ wurde einige Jahre später knapp nach Beuys‘ Tod vom Hausmeister entfernt und vom Beuys-Schüler Johannes Stüttgen aus dem Mülleimer „gerettet“. In einem Prozess beanspruchte Stüttgen das Eigentum daran und stellte die Fettecke den Schnapsbrennern zur Verfügung.

Eva Beuys hatte die Destillierungsaktion dreier Künstler als „unglaubliche Unverschämtheit“ verurteilt. Die Künstler Markus Löffler, Andree Korpys und Dieter Schmal hatten aus den über 30 Jahre alten Margarineresten mit einer Apothekerdestille erst 80-prozentigen Alkohol gebrannt und diesen dann zu etwa vier Litern 50-prozentigem Schnaps verdünnt.

Die Ausstellung und Verbreitung der Schnapsflasche mit dem Etikett verletze die Urheberrechte von Joseph Beuys, heiß es in einer Stellungnahme der Berliner Kanzlei. Die auf dem Etikett abgebildete Fotografie der Reste der Fettecke sei eine „unzulässige Vervielfältigung“. Durch die Hervorhebung des Namens von Joseph Beuys werde der „unzutreffende Eindruck“ erweckt, es handle sich bei den Resten der Fettecke auch nach ihrer Destillation zu Schnaps noch um ein Beuys zuzurechnendes Objekt.

Kunstpalast-Direktor Beat Wismer rechtfertigte die Aktion damit, dass der Fettrest nach der Zerstörung und Entfernung der gesamten Fettecke aus Beuys‘ Professorenatelier 1986 „kein Kunstwerk mehr war“. „Dies habe ich Frau Beuys gegenüber am Telefon dargelegt.“