Alpenverein hadert mit Naturschutz
Zwei Millionen Euro will der Deutsche Alpenverein in die Regensburger Hütte investieren – um Behördenauflagen zu erfüllen und den Komfort zu steigern. Als Hindernis erweist sich aber der Naturschutz.
Von Denise Daum
Neustift –Es ist ein schönes Fleckerl Erde, auf dem die Neue Regensburger Hütte steht. Inmitten des Ruhegebiets der Stubaier Alpen thront das Refugium über Neustift, neben einem rauschenden Gebirgsbach, mit Blick auf das Naturjuwel Hohes Moos. Das seit vergangenem Jahr unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde 1930 errichtet, die Zeichen der Zeit haben ihre Spuren hinterlassen. Aber nicht nur das. Die 80 Jahre alte Hütte entspricht auch nicht mehr den heutigen Brandschutz- und Hygienevorschriften. Deshalb entschied sich die Sektion Regensburg des Deutschen Alpenvereins für umfassende Baumaßnahmen. Neben dem Umbau der Neuen Regensburger Hütte plant der Alpenverein die Errichtung eines Ersatzbaus für die Nebenhütte sowie die Verlegung der Bergstation der Materialseilbahn. Insgesamt zwei Millionen Euro sollen investiert werden.
„Im Wesentlichen handelt es sich um Behördenauflagen, denen wir nachkommen müssen“, erklärt Gotthard Unger vom Alpenverein Regensburg. Was 1930 ursprünglich als Bauhütte für die Arbeiter vorgesehen war, ist seit Bestehen der Regensburger Hütte Teil des insgesamt 100 Schlafplätze umfassenden Nächtigungslagers. Denkbar wenig Komfort werde dort geboten. Zwei große doppelstöckige Matratzenlager, keine Sanitärräume – „in der heutigen Zeit einfach nicht mehr zumutbar und darüber hinaus baufällig“, sagt Unger. Der Alpenverein sei bereits in Vorleistung getreten und habe 180.000 Euro in die biologische Abwasserreinigungsanlage investiert, die im vergangenen Jahr umgesetzt wurde. „Auch das war eine Behördenauflage“, erklärt Unger.
Den Neubau möchte der Alpenverein nördlich der bestehenden Hütte errichten. Dafür wurde allerdings die naturschutzrechtliche Bewilligung von Seiten der Bezirkshauptmannschaft nicht erteilt. Der Alpenverein ging in Berufung, der auch Folge gegeben wurde. Eine neuerliche Entscheidung ist noch nicht gefallen, das Verfahren läuft. Dass ausgerechnet der Alpenverein in den Konflikt mit dem Naturschutz gerät, mutet auf den ersten Blick verwunderlich an. „Der Deutsche Alpenverein ist auch ein Naturschutzverband. Uns liegt die Natur natürlich am Herzen und wir gehen sorgsam mit den Ressourcen um“, betont Unger. „Aber irgendwo müssen wir das Teil halt hinstellen.“ Und das Irgendwo sollte laut Sachverständigengutachten südlich der Hütte sein, wie von der Bezirkshauptmannschaft zu erfahren ist. „Dem Gutachten ist zu entnehmen, dass ein südseitiger Neubau weniger in Erscheinung tritt. In erster Linie geht es dabei um das Landschaftsbild. Die Naturkulisse soll so wenig wie möglich beeinträchtigt werden“, erklärt Bezirkshauptmannstellvertreter Wolfgang Nairz vom Umweltreferat.
Der Ball liege nun beim Deutschen Alpenverein, der darlegen müsse, warum ihrer Ansicht nach der Neubau nordseitig liegen soll. Unger nennt als Gründe vor allem Betriebsabläufe – ein Ersatzbau im Norden würde beispielsweise die Erschließung einfacher machen – sowie den schönen Ausblick von den Aufenthaltsräumen, der durch einen Bau auf dieser Seite eingeschränkt wäre.
Sollten die geplanten Baumaßnahmen nicht genehmigt werden, „haben wir ein Problem. Konsequenterweise müssten wir zusperren, da wir die rechtlichen Vorgaben nicht einhalten“, sagt Unger.
Für Neustifts Bürgermeister Peter Schönherr ist die Neue Regensburger Hütte von „besonderer Bedeutung für den Tourismus und stellt eine wichtige Infrastruktur dar“. Es sei nicht selbstverständlich, dass die deutsche Sektion so viel Geld im Stubaital investiere. „Wir müssen froh sein, dass der Deutsche Alpenverein die Hütte instand hält. Gemeinde oder Tourismusverband könnten das finanziell kaum stemmen“, setzt Schönherr nach. Die Gemeinde stehe hinter dem Umbau und in den Startlöchern. Sobald das naturschutzrechtliche Verfahren geklärt sei, könne die Gemeinde als Baubehörde tätig werden.
Bezirkshauptmannstv. Wolfgang Nairz rechnet mit einer baldigen Entscheidung.