IWF - Weltwirtschaft wird 2014 weniger zulegen als bisher erwartet
Moskau/Washington (APA/Reuters) - Russland droht nach Ansicht des IWF ein Wachstumseinbruch wegen seiner Rolle in der Ukraine-Krise. Damit k...
Moskau/Washington (APA/Reuters) - Russland droht nach Ansicht des IWF ein Wachstumseinbruch wegen seiner Rolle in der Ukraine-Krise. Damit könnte das Land auch die Weltwirtschaft etwas nach unten zu ziehen.
Der Fonds sagt Russland in seiner aktualisierten Prognose vom Donnerstag nur noch ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 0,2 Prozent für 2014 voraus. Im April hatte er noch 1,3 Prozent veranschlagt - das ist die größte Revision im neuen Weltwirtschaftsausblick.
Der globalen Wirtschaft trauen die Fonds-Experten dieses Jahr nur noch ein Plus von 3,4 Prozent zu, das sind 0,3 Prozent weniger als bisher erwartet. 2015 soll dann eine Beschleunigung auf vier Prozent gelingen. Während Deutschland, aber auch Japan, Spanien und Großbritannien ehrgeizigere Wachstumserwartungen nährten, trübten sich die Aussichten für die Schwellenländer China und Brasilien ein.
„Der Aufschwung setzt sich fort, bleibt aber schwach - sogar ein wenig schwächer als von uns noch im April vorausgesagt“, fasst IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard das Lagebild des Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammen. Geschuldet ist die Revision bei der globalen Wachstumsschätzung nach seinen Worten vor allen der unerwartet schwachen Entwicklung zu Beginn des Jahres wegen des überaus harten Winters in den USA. Zu den großen Risiken, die wie die Ukraine-Krise teils auch aktuell die Entwicklung schon belasten, zählten Krisen, wie insbesondere die in Nahost. Das könnte zu einem scharfen Ölpreisanstieg führen.
Was Russland angeht, so dürfte das Land laut IWF in diesem Jahr mit einem Miniwachstum gerade so an der Rezession vorbeischrammen. Dabei liegt dieser Einschätzung die These zugrunde, dass die aktuelle Krise schrittweise entschärft werden kann. Allerdings sei das Geschäftsklima eingebrochen, Kapital fließe in hohen Maße ab und Investitionsentscheidungen gebe es kaum noch. Im kommenden Jahr rechnet der Fonds mit einem Prozent Wachstum. Im April hatte er noch 2,3 Prozent veranschlagt.
Für die langjährige weltwirtschaftliche Wachstumslokomotive China dürfte es laut IWF mit Zuwächsen von 7,4 Prozent in diesem und 7,1 Prozent im nächsten Jahr etwas langsamer vorangehen, als bisher erwartet. „Die große Herausforderung in China bleibt, wie man zu einem ausgewogenerem Wachstum kommt mit weniger Investitionen und mehr Konsum“, sagte Blanchard. Allerdings wies der von der Großbank HSBC erhobene Einkaufsmanagerindex für China am Donnerstag ein so kräftiges Produktionswachstum der Industrie aus wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Offenbar zeigen die Konjunkturhilfen der Regierung Erfolg.
Zu den negativen Überraschungen des neuen Ausblicks zählt der Fonds unter anderem Frankreich, das mit 0,7 Prozent in diesem und 1,4 Prozent im nächsten Jahr etwas weniger wachsen dürfte als bisher erwartet. Zu den positiven Überraschungen zählt dagegen Deutschland, für das der Fonds bereits kürzlich seine Schätzung leicht auf 1,9 Prozent Wachstum in diesem und 1,7 Prozent im nächsten Jahr heraufgesetzt hatte. Aber auch Spanien und Japan trauen die IWF-Experten mehr Wachstum zu. Im Falle Japans deuten neue Ausfuhrzahlen für Juni mit einem Minus von zwei Prozent zum Vormonat allerdings darauf hin, dass die Exportflaute anhält.
Für die weltgrößte Volkswirtschaft USA rechnet der Fonds nach einem moderaten Wachstum im laufenden Jahr von 1,8 Prozent ab 2015 mit einer wieder stärker anziehenden Wirtschaft. Insgesamt spricht der Fonds von einem weiter „unausgewogenen Wachstum“ in der Welt. Dabei gebe es eine ganze Reihe von Risiken, die das Weltwirtschaftswachstum dämpfen könnten. Dazu zähle neben den geopolitischen Gefahren auch das Risiko von höheren Langfrist-Zinsen in den USA als Folge der Normalisierung der US-Geldpolitik. Im Euroraum sieht der Fonds Stagnations- wie auch Deflationsgefahren. Sollten die Preise sich nicht erholen, sollte die Europäische Zentralbank (EZB) zusätzliche Maßnahmen über die ohnehin lockere Geldpolitik hinaus erwägen.
(Grafik 0889-14, Format 180 x 54 mm)
~ WEB http://www.imf.org ~ APA527 2014-07-24/17:16