Politische Risiken belasten Weltwirtschaft - IWF warnt

Moskau/Washington (APA/dpa-AFX/dpa) - Die zunehmende Isolierung Russlands infolge der Ukraine-Krise wird die Wirtschaft des Landes stark bel...

Moskau/Washington (APA/dpa-AFX/dpa) - Die zunehmende Isolierung Russlands infolge der Ukraine-Krise wird die Wirtschaft des Landes stark belasten. Zu diesem Schluss gelangt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem am Donnerstag veröffentlichten aktualisierten Weltkonjunkturausblick. Die Wachstumsprognosen für dieses und das kommende Jahr wurden massiv gesenkt.

2014 erwartet der Fonds ein durchschnittliches Wachstum der russischen Wirtschaft von lediglich 0,2 Prozent, also knapp über Stagnation. Das sind 1,1 Prozentpunkte weniger als der IWF vor gerade einmal drei Monaten erwartet hatte.

Für 2015 wird eine Rate von 1,0 Prozent genannt, nach bisher 2,3 Prozent. „Die Aktivität in Russland ist scharf zurückgegangen, weil geopolitische Spannungen die Nachfrage weiter geschwächt haben.“ Aus demselben Grund dürften die Investitionen lange schwach bleiben, erwartet der Währungsfonds.

Deutlicher als noch im April warnt die Finanzfeuerwehr aus Washington vor geopolitischen Gefahren. Die instabile Situation in Nahost und die Lage in der Ukraine könnte zu einem rasanten Anstieg der Ölpreise führen.

Besonders warnt der IWF zudem die Zentralbanken, allen voran die amerikanische Federal Reserve, vor überhasteten Zinserhöhungen. „Die Geldpolitik sollte in allen wichtigen großen Volkswirtschaften locker bleiben“, selbst wenn die Inflation zunehme und die Wirtschaftsdaten nach oben zeigten, mahnt der IWF. Die Gefahren von Finanzblasen sollten durch eine straffere Finanzregulierung verringert werden.

Die Konjunktursorgen der Wirtschaftsmächte USA und China sowie die Krise in der Ukraine haben laut Währungsfonds das weltweite Wachstum jedenfalls gedrosselt. Nach einem schwachen Auftakt könne in diesem Jahr nur noch mit einem Plus von 3,4 Prozent gerechnet werden. Damit fällt die Prognose um 0,3 Prozentpunkte geringer aus als noch im April. Für 2015 hält der IWF hingegen trotz zunehmender internationaler Krisen an der Schätzung fest, dass die Weltwirtschaft um 4 Prozent zulegen wird.

Sehr zufrieden zeigen sich die IWF-Volkswirte mit der Situation in Deutschland. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt werde dieses Jahr um 1,9 Prozent zunehmen und damit 0,2 Prozentpunkte mehr als bisher berechnet. Auch 2015 liege das Wachstum leicht besser bei 1,7 Prozent.

Für die Eurozone ermittelte der IWF unverändert ein Plus von 1,1 Prozent in diesem Jahr. Im kommenden wachse das BIP um 1,5 Prozent statt wie bisher angenommen um 1,4 Prozent. Sehr positiv äußert sich der Fonds über Spanien, Großbritannien und Japan.

Die jüngste Schwäche vor allem in den USA, in China sowie den Entwicklungs- und Schwellenländern sei wohl nur vorübergehend gewesen, so der IWF. „Frühindikatoren zeigen, dass die globale Erholung im zweiten Quartal 2014 wieder an Stärke zugenommen hat“, heißt es in dem aktualisierten Weltwirtschaftsausblick.

Erstmals nutzte der IWF für seinen Bericht eine neuberechnete Kaufkraft. Bei der sogenannten Kaufkraftparität werden die Lebenshaltungskosten berücksichtigt, um festzustellen, was die Menschen in einzelnen Ländern sich tatsächlich leisten können. Dadurch hätten sich rückwirkend die Konjunkturdaten für die Entwicklungs- und Schwellenländer verbessert, wo die Kaufkraft größer sei als bisher angenommen. So habe das globale Wachstum 2012 tatsächlich 3,5 statt 3,2 Prozent betragen. 2013 sei es mit 3,2 Prozent ebenfalls höher ausgefallen - bisher war es mit 3,0 Prozent berechnet worden.

~ WEB http://www.imf.org ~ APA546 2014-07-24/17:49