Muslime protestierten gegen Christen-Verfolgung im Irak
Bagdad (APA/AFP) - Hunderte Iraker verschiedener Glaubensrichtungen haben in der Hauptstadt der autonomen Kurdenregion gegen die Verfolgung ...
Bagdad (APA/AFP) - Hunderte Iraker verschiedener Glaubensrichtungen haben in der Hauptstadt der autonomen Kurdenregion gegen die Verfolgung von Christen durch die Gruppierung Islamischer Staat (IS) demonstriert. Muslime, Christen und Mitglieder politischer Parteien versammelten sich am Donnerstag in Erbil vor der Vertretung der Vereinten Nationen.
Ein Vertreter der Muslime sagte an die Christen gerichtet: „Wir sind da, um Euch zu unterstützen.“ Die Demonstranten übergaben einen Brief an die UN-Mitarbeiter, in dem sie Schutzmaßnahmen für die gefährdete christliche Minderheit forderten. Zudem solle die irakische Regierung die Vertriebenen entschädigen und per Dekret verbieten, dass von den Christen zurückgelassene Besitztümer verkauft würden. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon sollte noch am Donnerstag in der Vertretung in Erbil eintreffen, nachdem er zuvor in der Hauptstadt Bagdad zu Gesprächen mit Regierungsvertretern zusammengekommen war.
Die radikalsunnitischen IS-Kämpfer hatten seit Anfang Juni mehrere Provinzen nördlich von Bagdad erobert. Für die von ihnen kontrollierten Gebiete im Irak und Syrien riefen die Kämpfer ein „Kalifat“ - einen islamischen Gottesstaat - aus. Die Gruppe verfolgt moderate Sunniten ebenso wie Schiiten, die sie als Ketzer betrachtet. Auch die christliche Minderheit im Irak wird von den Extremisten bedroht.
Nach UN-Angaben leben im von den IS-Kämpfern eroberten Mossul nur noch rund 20 christliche Familien. Einige Christen-Familien seien unter dem Verfolgungsdruck zum Islam konvertiert, andere hätten es vorgezogen, eine von der IS verhängte Strafe zu zahlen. Die meisten Christen jedoch sind inzwischen aus der einst multireligiösen Metropole geflohen. Dem christlichen Patriarchen Louis Sako zufolge lebten in Mossul vor dem Einmarsch der IS-Milizen rund 35.000 Christen.