Türken kaufen wieder mehr Eigenheime - Risiko einer Immobilienblase
Istanbul (APA) - Der türkische Immobilienmarkt zeigt leichte Zeichen von Erholung. Nach einer überraschend hohen Leitzinssenkung durch die t...
Istanbul (APA) - Der türkische Immobilienmarkt zeigt leichte Zeichen von Erholung. Nach einer überraschend hohen Leitzinssenkung durch die türkische Zentralbank im Mai dieses Jahres hat sich die Negativentwicklung am Häusermarkt eingebremst.
Für Jubelmeldungen ist es noch zu früh, aber die Nachfrage nach Häusern in der Türkei ist wieder im Steigen begriffen. Die Verkaufszahlen im Juni des laufenden Jahres zeigen zwar weiterhin ein Minus von 3,6 Prozent. Von Jänner bis Mai betrug der Rückgang aber noch 8,6 Prozent.
Wie das türkische Statistikinstitut (TUIK) aktuell bekannt gab, wurden im Juni knapp 93.000 Immobilien verkauft, davon mehr als ein Drittel auf Pump. 34,5 Prozent der Türken haben für den Kauf ihres neuen Eigenheims ein Hypothekardarlehen aufgenommen. Gegenüber dem Vorjahr ging der Anteil der kreditfinanzierten Häuser im Juni um 26,8 Prozent zurück. In den ersten vier Monaten, vor der Bekanntgabe der Zinssenkung, betrug der Rückgang bei kreditfinanzierten Häusern sogar 33,5 Prozent.
Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2014 nach Angaben des Statistikinstituts 524.776 Häuser und Wohnungen verkauft, wobei rund 20 Prozent auf die Millionenmetropole Istanbul entfielen, knapp die Hälfte davon Neubauten. Im Vergleich zum Vorjahr wurden in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres immer noch 7,8 Prozent weniger Immobilien erworben. Dennoch scheint ein weiterer Einbruch am Häusermarkt vorerst abgefedert zu sein.
Analysten werten die Zinssenkung der türkischen Zentralbank als Auslöser für die leichte Erholung am Wohnungs- und Häusermarkt. Die türkische Zentralbank hat nach einem Jahr ohne Veränderung seit Ende Mai gleich drei Zinsschritte nach unten unternommen, nicht zuletzt auf massiven Druck des Regierungschefs Recep Tayyip Erdogan. Dieser drängte trotz anhaltend hoher Inflation auf eine massive Lockerung der Geldpolitik.
In Folge senkte die Notenbank am 22. Mai ihren Leitzins von 10,0 auf 9,5 Prozent. Am 24. Juni folgte die zweite Zinssenkung. Die Währungshüter um Zentralbankchef Erdem Basci entschieden, den Schlüsselzins auf 8,75 Prozent zu kappen. Am 18. Juli sank der Leitzins neuerlich auf 8,25 Prozent.
Das Risiko einer Immobilienblase ist aber weiter vorhanden. Immer noch stehen mehr als eine Million Neubauten ohne Käufer da. Die türkische Mittelschicht zögert, sich mit teuren neuen Eigenheimen zu verschulden. Die Verkaufszahlen für Neubauwohnungen sind rückläufig.
Der Wirtschaftsexperte der Regierung Erdogan, Vizepremier Ali Babacan warnte kürzlich eindringlich davor, weitere Luxusimmobilien aus dem Boden zu stampfen, zumal die Investoren diese großteils durch Auslandskredite finanzierten. Jedes neue Immobilienprojekt sei derzeit ein „neues Monopoly“ sagte er in einem Interview mit dem TV-Sender CNBC-e.