Offenbachs „Pariser Leben“ in Langenlois: Ranzige Nouvelle Cuisine

Langenlois (APA) - „Pariser Leben“ bei den Schlossfestspielen Langenlois - oder zumindest, was Regisseur Robert Lehmeier sich darunter vorst...

Langenlois (APA) - „Pariser Leben“ bei den Schlossfestspielen Langenlois - oder zumindest, was Regisseur Robert Lehmeier sich darunter vorstellt. Die Premiere der Offenbach-Operette vor Schloss Haindorf rief am Donnerstagabend nur teilweise Zustimmung hervor. Paris, das „Restaurant der modernen Welt“, so ist zu hören - doch die Nouvelle Cuisine dieser Inszenierung schmeckte manchen doch etwas ranzig.

Premierenabende sind anders: Da intoniert die zur Begrüßung der Ehrengäste angetretene Blasmusikkapelle charmant „Geh Oide schau mi net so deppert an“, im kulinarischen Winzerdorf relaxt man bei hotelgemäßem Easy Listening. Im Zuschauerraum gelandet, ist man mit Airportdurchsagen und Fluglärm konfrontiert, ehe Intendant und Dirigent Andreas Stoehr eine kurze Begrüßung vom Stapel lässt, während sich hinter ihm eine kesse Stewardess am Boden rekelt. Fürs schlichte Bühnenbild, das aus einer langen, mit Kleidersäcken vollgehängten Garderobenstange und einem Moulin-Rouge-Rotor am Uhrturm des ansonsten völlig ungenützten Schlosses besteht, will zumindest im Programmheft niemand verantwortlich zeichnen.

Zur flotten Ouvertüre entern selbstbewusste Damen im lackrosa Trenchcoat mit pinken Koffern die Bühne, woraus sich erste choreografische Impressionen entwickeln. Christian Zmek hat seine Tänzer offenbar aufwendig einstudiert, kommt aber im Endeffekt über angestrengtes Disco-Gezappel nie hinaus. Weder Staubsauger noch Scheibtruhen als Requisiten, weder die unvermeidliche Wurst-Parodie noch unsägliche Texte wie „Die Uniform hat hinten ein Loch“ fetten dieses magere Operettenkraut auf. La vie parisienne? Da kribbelt keine erotische Champagnerluft, da krabbelt es allenfalls dahin, da verebbt der Spaß im ratlosen Transvestiten-Trash (Kostüme: Gilles Gubelmann).

Das Schloss Schönbrunn Orchester Wien bietet unter Stoehrs Leitung gut abgestimmte Präzision. Auch die Stimmen sind großteils erfreulich: Renee Schüttengruber als Metella, Georg Lehner als Baron, Hege-Gustava Tjonn als Baronin, Elena Schreiber, Stephen Chaundy - ein Hörgenuss ist es allemal. Eine ironische Lesart des Stücks in lustvoll-frischer Annäherung an die Operette sollte es werden, um menschliche Schwächen aufzuzeigen. Evident wurden vor allem die Schwächen eines antiquierten Regietheaters, das Ironie allenfalls mit Slapstick-Klamauk verwechselt und dem es just an lustvoller Frische mangelt. Mal sehen: 2015 zieht der „Vetter aus Dingsda“ in Langenlois ein.

(S E R V I C E - Schlossfestspiele Langenlois: Jacques Offenbach, „Pariser Leben“. Regie: Robert Lehmeier, Dirigent: Andreas Stoehr, mit Georg Lehner, Hege-Gustava Tjonn, Andre Bauer, Renee Schüttengruber, Elena Schreiber, Stephen Chaundy. Vorstellungen bis 16. August. Tickets: Tel. 02734/3450, www.schlossfestspiele.at)