Bregenzer Festspiele - „Die Zauberflöte“ als knallbunter Mozart-Comic

Bregenz (APA) - Diese „Zauberflöte“ hat bereits im Vorjahr über 200.000 Menschen verzaubert, und sie wird ihre Wirkung auch 2014 ausgiebig t...

Bregenz (APA) - Diese „Zauberflöte“ hat bereits im Vorjahr über 200.000 Menschen verzaubert, und sie wird ihre Wirkung auch 2014 ausgiebig tun. David Pountneys Inszenierung der Mozart-Oper hat am Donnerstagabend bei den 69. Bregenzer Festspielen eine erfolgreiche Wiederaufnahme-Premiere hingelegt. Das drohende Gewitter blieb aus, das Spektakel beschränkte sich auf die Seebühne. Dort ging es jedoch hoch her.

Die gigantische Seebühne mit ihren rund 7.000 Plätzen und ihren weiten Sichtlinien erfordert enormen Aufwand und große Gesten. Entsprechend hat der im Umgang mit dieser Bühne erfahrene Intendant aus seiner Bregenzer Abschieds-Inszenierung schon im Vorjahr eine Show gemacht, die vor allem die Schaulust bedient und kindliche Freude am knalligen Effekt hat.

Die drei hoch aufragenden „Drachenhunde“ von Ausstatter Johan Engels wurden zum vielfotografierten neuen Wahrzeichen der Vorarlberger Landeshauptstadt, der eine wandelbare Spielfläche bietende Schildkröten-Rücken, auf dem ein Haar-Wald mit erektiler Multifunktion die Hauptrolle spielt, wird von Puppenspielern und Stuntmen sonder Zahl bevölkert. Das Ringen von Gut und Böse wird von Feuerwerkskörpern begleitet, die überarbeitete Feuer- und die sich im See besonders spektakulär anbietende Wasserprobe sind ebenso eindrucksvoll wie die Tamino bedrohende Schlange.

„Man ist mit der ‚Zauberflöte‘ nie fertig. Man braucht für sie alle vier Minuten einen neuen Einfall“, hat Pountney sein Credo für die zweite Saison formuliert. Seine Inszenierung ist nichts für Opern-Feinspitze, sondern eine effektvolle Comic-Version, gespeist aus den Kinderzimmern von heute, mit Fantasy-Figuren, Rittern und akrobatischen Spider-Men. Kritische Untertöne, Seitenhiebe gegen eine Männergesellschaft, die von den Frauen gedankenlose Gefolgschaft einfordert und auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, drohen in der übrigen Bilderflut unterzugehen.

Dass sich Markus Brück als Papageno, dessen heiß ersehnte Papagena (Susanne Grosssteiner) schließlich aus einem Ei schlüpft, in die Herzen der Zuschauer spielt, liegt nicht nur am komödiantischen Talent des Sängers. Hier hat Pountney besonders liebevoll an seiner Inszenierung weitergearbeitet und dem erfolglosen Vogelfänger auch zwei wiedehopfartige Vogel-Puppen beigegeben, die ihn necken, sich aber nie einfangen lassen.

Mozarts Musik liegt bei Patrick Summers und den Wiener Symphonikern in guten Händen, und auch für das Sängerensemble muss man sich keineswegs genieren. Alfred Reiter gefiel wie im Vorjahr als volltönender Sarastro, Kathryn Lewek beeindruckte als in gesangs- wie bühnentechnischen Höhen gleichermaßen sichere Königin der Nacht (Daniela Fally wird heute, Freitag, die zweite Vorstellung singen). Alexander Kaimbacher sang als Monostatos passabel, Norman Reinhardt und Bernarda Bobro als Tamino und Pamina waren mehr als das. Dass sie ihre zarte Liebesgeschichte auch in diesem grellen Ambiente zu erzählen wissen, ist keine geringe Leistung, dass sie am Ende als Regenbogenkinder eine friedliche Zukunftsvision repräsentieren, jedoch reichlich dick aufgetragen.

Das Spiel auf dem See wurde heuer 29 Mal angesetzt, so oft wie noch nie. Karten sind nur noch für wenige Vorstellungen zu haben. Und am späten Abend des 25. August ist dann nicht nur diese „Zauberflöte“ Geschichte, sondern auch die elfjährige Ära von David Pountney. Beide werden als ungewöhnlich erfolgreich in Erinnerung bleiben.

(S E R V I C E - „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart, Libretto von Emanuel Schikaneder, Regie: David Pountney, Bühne: Johan Engels, Wiener Symphoniker, Musikalische Leitung: Patrick Summers, Kostüm und Puppendesign: Marie-Jeanne Lecca, Stunt und Action Choreographie: Ran Arthur Braun, Puppenspiel: Blind Summit Theatre - Mark Down & Nick Barnes, Mit: Albert Pesendorfer / Alfred Reiter - Sarastro, Norman Reinhardt / Nikolai Schukoff / Rainer Trost - Tamino, Laura Claycomb / Daniela Fally / Kathryn Lewek - Königin der Nacht, Anja-Nina Bahrmann / Bernarda Bobro / Gisela Stille - Pamina, Papageno: Markus Brück / Paul Armin Edelmann / Daniel Schmutzhard, Papagena: Hanna Herfurtner / Susanne Grosssteiner, Monostatos: Alexander Kaimbacher / Martin Koch, Bregenzer Festspiele, Seebühne, Weitere Aufführungen: 25., 26., 27., 29., 30. und 31. Juli, 21.15 Uhr, 1. bis 3., 5. bis 10., 12. bis 17., 19. bis 25. August, 21 Uhr. Nur noch Restkarten unter 05574/4076, http://bregenzerfestspiele.at)