Spannung folgt auf Zoff - Erste Direktorin am Bauhaus Dessau
Dessau (APA/dpa) - Noch hüllt sich Claudia Perren in Schweigen. Auch Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) verweiset seit W...
Dessau (APA/dpa) - Noch hüllt sich Claudia Perren in Schweigen. Auch Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) verweiset seit Wochen auf den 1. August bei Fragen zu ihren Zielen. Denn an dem Tag tritt Perren ihr Amt als Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau an. Und erst dann wollen beide sagen, wohin die Reise an der weltweit bekannten Architektur- und Designschmiede geht.
Die 1973 in Ostberlin geborene Architektin ist die erste Frau auf dem Chefsessel am Bauhaus. Auf der Bauhaus-Internetseite ist zu erfahren, Perrens Interesse in der Forschung richte sich „insbesondere auf Themenfelder an der Schnittstelle von Kunst, Design und Architektur“. In einem Interview hatte sie gesagt, sie wolle mehr Leben ans Bauhaus bringen. Es werde im Ausland - und vielleicht auch in weiten Teilen Deutschlands - ausschließlich als historische Institution wahrgenommen, hatte Perren im April der Wochenzeitung „Die Zeit“ gesagt. Ihre große Herausforderung wird auf alle Fälle die Vorbereitung des 100. Gründungsjubiläums des Bauhauses 2019.
In die Schlagzeilen geriet das Bauhaus Dessau im vergangenen Jahr wegen der Neubesetzung des Direktorenpostens. Der Stiftungsrat hatte entschieden, den Vertrag des Architekten und Publizisten Philipp Oswalt nach fünf Jahren nicht zu verlängern. Über die genauen Gründe schwieg man. Das Vertrauensverhältnis sei beschädigt. Es folgten internationale Proteste, der wissenschaftliche Beirat der Stiftung Bauhaus Dessau trat zurück. Der Standort für den Bau eines Bauhausmuseums gilt bis heute als Zankapfel in der Stadt.
Der Stiftungsrat entschied sich nach einer Ausschreibung der Direktorenstelle für die Architektin. Perren lehrte zu dem Zeitpunkt in Australien Design und Städtebau am Fachbereich Architektur der Universität in Sydney. Oswalt nahm zum 1. März 2014 seinen Hut. Er ging an die Universität Kassel zurück. Wenig später kam er nochmal nach Dessau-Roßlau zurück, als im Mai im Beisein von Bundespräsident Joachim Gauck der Wiederaufbau des kompletten städtebaulichen Ensembles der Meisterhäuser gefeiert wurde. Oswalt war als Kurator der begleitenden Ausstellung da.
Die Meisterhäuser - die avantgardistische Künstlerkolonie wurde vom Bauhausgründer Walter Gropius entworfenen und teilweise im Zweiten Weltkrieg zerbombt - und das Bauhaus gehören zum UNESCO-Welterbe. Seit Mai kamen bereits mehr als 25.000 Besucher in die Meisterhäuser.