ATP-Turnier in Kitzbühel

70 Jahre und kein bisschen leise

Die Geschichte des Kitzbüheler Tennis-Turniers ist so facettenreich, wie sie lang ist. Nach vielen Höhen prägte ein großes Tief den Bewerb, der morgen als bet-at-home-Cup in die 70. Auflage startet. Mit Weitblick.

Von Max Ischia und Roman Stelzl

Kitzbühel –Es sind viele emotionale und sportliche Wellentäler, die das ATP-Turnier in Kitzbühel über die Jahrzehnte geprägt haben – doch der Tiefpunkt der bewegten Historie liegt nicht lange zurück. 2009 war’s. Der damalige Turnierdirektor und nunmehrige ÖTV-Präsident Ronnie Leitgeb zog sich nach nur einem Jahr samt Veranstaltungslizenz zurück. Und der Tennis-Klassiker, der zu Glanzzeiten mit einem Millionen-Dollar-Preisgeld gelockt, der Weltstars wie Pete Sampras, Ivan Lendl, Boris Becker, Thomas Muster oder Rekordsieger Guillermo Vilas angezogen hatte, war ohne Spielberechtigung. Und stand vor dem Aus.

Zurückgeblieben waren gegenseitige Schuldzuweisungen – und tiefe Gräben, die sich freilich schon in den Jahren zuvor gebildet hatten. Der wohl größte Fehler in der Klubgeschichte passierte aber 1998. Der Kitzbüheler Tennis Club (KTC) verkaufte die Turnierlizenz und setzte stattdessen auf ein – kostspieliges – Mietgeschäft.

Kitzbühel war zwar vom kleinen Alpenländer-Pokal 1945 mit 25.000 US Dollar Preisgeld in die zweithöchste Kategorie aufgestiegen, wurde 2002 zum bestorganisierten Turnier der Kategorie „International Series Gold“ ausgezeichnet, aber die Kostenspirale drehte sich immer hochtouriger – und geriet letztlich außer Kontrolle.

Wo es einst mit Turnierdirektor Hellmuth Dieter Küchenmeister eine 50-jährige Konstante gab, gaben sich seine Nachfolger quasi im Jahrestakt die Türklinke in die Hand. Nach Küchenmeisters Rücktritt folgten Sandra Reichel (2005, 06), Jürgen Pfauth (2007, 08), Ronnie Leitgeb (2009) und Carl-Uwe Steeb, der das Turnier 2010 auf Challenger-Ebene übernahm.

Die unruhigen und von reichlich Störfeuern begleiteten Zeiten endeten erst 2011, als das US-Unternehmen Octagon seine Lizenz nach Kitzbühel vermietete und Alexander Antonitsch die Turnierleitung übernahm. Kontinuität ist auch das Gebot der Stunde, wenn das Turnier morgen in seine 70. Auflage geht. Der Vertrag mit Octagon läuft bis 2024. „Der Kartenverkauf boomt, wir haben 30 Prozent mehr Tickets verkauft als im Vorjahr“, frohlockt KTC-Präsident Herbert Günther.

Das in mühevoller Kleinarbeit zurückgewonnene Vertrauen und der steigende Andrang der Fans veranlasst die Organisatoren erstmals seit 2008 zur Öffnung der oberen Ränge von Turnierbeginn an. Hauptverantwortlich dafür sind neben einem attraktiven Spielerfeld freilich die österreichischen Zugpferde Dominic Thiem und Jürgen Melzer.

Für Diskussionen sorgte zuletzt die Vergabe der letzten Wildcard an den 17-jährigen deutschen Senkrechtstarter Alexander Zverev, während Andreas Haider-Maurer vorerst leer ausging. Der ÖTV-Daviscupper warf da­raufhin Antonitsch auf Facebook Wortbruch vor. „Mir wurde die Wildcard fix zugesagt.“ Antonitsch betonte indes, dass die Zusage unter der Bedingung erfolgte, dass nichts Außergewöhnliches mehr passiere. Nun nahm die Sache aber ein Happy End: Haider-Maurer rutschte als letzter Spieler ins Hauptfeld und trifft in Runde eins im Österreicher-Duell auf Gerald Melzer.

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