Nahost-Experte Lüders: Kerry-Vorschlag für Hamas „nicht akzeptabel“

Wien/Gaza (APA) - Der deutsche Politik- und Islamwissenschaftler Michael Lüders erwartet sich von den gegenwärtigen Vermittlungsversuchen de...

Wien/Gaza (APA) - Der deutsche Politik- und Islamwissenschaftler Michael Lüders erwartet sich von den gegenwärtigen Vermittlungsversuchen des Westens keine Einigung im Gaza-Konflikt. Der Vorschlag von US-Außenminister John Kerry, der eine einwöchige Waffenruhe vorsieht, werde bei Israel wohl auf Zustimmung und bei der Hamas auf Ablehnung stoßen, sagte der Nahost-Experte am Freitag im Gespräch mit der APA.

Für die radikal-islamische Hamas sei die darin vorgesehene fortlaufende Zerstörung der Tunnel sowie eine Fortsetzung der Blockade zum Gazastreifen „nicht akzeptabel“, so Lüders. Der Experte erklärte, dass die meisten Raketen, die aus dem Küstenstreifen Richtung Israel abgefeuert werden würden, von den Palästinensern selbst erzeugt seien. Neben diesen „Blechbüchsen“ gelangten zudem besonders nach dem Ende des Gaddafi-Regimes viele Raketen aus Libyen über Ägypten in den Gazastreifen.

Die damals in Ägypten regierenden Muslimbrüder unterstützten das Hamas-Regime, diese wurden jedoch - nach Aufständen - im Vorjahr durch das Militär gestürzt. Mittlerweile wurden diese vom neuen Regime in den Untergrund gedrängt.

In dem Land am Nil stehen nach Worten des Nahost-Experten die Zeichen deshalb „auf Sturm“. 30 Prozent der Ägypter stünden jedoch nach wie vor hinter der islamistischen Organisation. „Die Regierung habe die wirtschaftlichen Probleme nicht in Griff bekommen und habe die Sicherheitslage nicht unter Kontrolle“, betont Lüders.

Die Gefahr einer regionalen Ausweitung der militärischen Auseinandersetzungen durch andere Kräfte gegen Israel sieht der Islamwissenschaftler aktuell nicht. „Die libanesische Hisbollah werde nicht in den Gaza-Konflikt intervenieren, da sie derzeit andere Probleme habe“, sagte Lüders, im Hinblick auf das Engagement der schiitischen Miliz im Syrien-Krieg.

Chancen auf einen neuen Friedensprozess sieht der Nahost-Experte derzeit keine. Die gegenwärtige israelische Regierung denke nicht daran, eine Zwei-Staaten-Lösung zu akzeptieren. Der Westen müsse Israel klar und deutlich vermitteln, dass man sich auch dort an das Völkerrecht zu halten habe und fremdes Territorium nicht widerrechtlich besetzen dürfe.