Irak - IS-Terrormiliz stellte bisher verbündeten Sunniten Ultimatum

Bagdad (APA/dpa) - Nach den Christen und Schiiten geht die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in den von ihr eroberten Gebieten im Irak nun ...

Bagdad (APA/dpa) - Nach den Christen und Schiiten geht die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in den von ihr eroberten Gebieten im Irak nun auch gegen andere sunnitische Kämpfer vor. Sie stellte laut Nachrichtenportal Sumaria News am Freitag in der Provinz Diyala fünf verbündeten sunnitischen Gruppen ein 48-Stunden-Ultimatum. Entweder ordneten sich die Kämpfer innerhalb der Frist unter oder sie verließen die Region.

Wenn nicht, müssten sie mit Bestrafung rechnen, hieß es weiter. Die fünf sunnitischen Gruppen kämpften bisher eigentlich als Verbündete der IS (vormals ISIS/ISIL) gegen die Regierung in Bagdad.

Vor einer Woche hatte die sunnitische Terrorgruppe die Christen in Mossul vor die Wahl gestellt, die Stadt bis Samstagmittag zu verlassen, zum Islam überzutreten oder eine besondere Steuer zu zahlen. Sonst müssten sie mit dem Tod rechnen. Daraufhin flohen viel Christen aus der Stadt. Auch schiitische Muslime behandeln die Jihadisten als „Ungläubige“, die getötet werden müssten.

Den Christen sagte der Präsident der kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak am Freitag Militärschutz zu. „Wir sterben zusammen, oder wir leben weiterhin in Würde zusammen“, habe Massoud Barzani dem chaldäischen Patriarchen Louis Raphael I. Sako und Bischöfen aus dem Nordirak versichert, berichtete ein syrisch-katholischer Priester dem vatikanischen Pressedienst Fides laut Kathpress.

Nun wenden sich die IS-Kämpfer auch gegen eigentlich verbündete Gruppierungen, ohne die sie nicht die Stärke für den Vormarsch auf Bagdad gehabt hätten. Die bekannteste betroffene Gruppe ist die Nakshbandi-Miliz aus alten Anhängern Saddam Husseins. Auch im Bürgerkriegsland Syrien duldet die dort im Osten aktive IS-Miliz keine anderen sunnitischen Regierungsgegner neben sich.

In der nördlichen Provinz Ninive setzten die Extremisten die Zerstörung wichtiger Kulturstätten und Heiligtümer fort. Wie Sumaria News von lokalen Beobachtern erfuhr, sprengte die Miliz am Donnerstag die Grabstätte des Propheten Jonah in der Region Mossul. Anschließend hätten Bulldozer die Ruine dem Erdboden gleichgemacht. Die Jihadisten folgen einer besonders strengen Auslegung des Korans. Um einen Heiligenkult zu verhindern, sind selbst Grabstätten von Gefährten des Propheten Mohammed nicht vor Zerstörung sicher.

Die IS-Terrormiliz hat vor etwa sechs Wochen den Vormarsch auf Bagdad gestartet und seitdem weite Landstriche im Norden und Westen des Landes erobert. Sie nutzte das derzeitige Machtvakuum im Irak aus. Denn nachdem Ende April ein neues Parlament gewählt worden war, zögerten Streitigkeiten zwischen den politischen Blöcken die Wahl einer neuen Führung immer weiter hinaus.

Am Donnerstag wurde der Kurde Fuad Massum zum neuen Präsidenten gewählt. Nun steht noch die Wahl des Ministerpräsidenten an. Da der umstrittene Amtsinhaber Nuri al-Maliki auf eine weitere Amtszeit besteht, dürfte das Ringen bis zur Bildung einer neuen Regierung noch länger andauern.

Der mächtige Großayatollah Ali al-Sistani machte am Freitag als höchster schiitischer Geistlicher im Land erneut gegen Maliki mobil. Bei einer Predigt in Kerbala sagte sein Repräsentant Abdel Mahdi al-Karabani, dass Politiker nicht an ihren Posten kleben sollten. Nach UNO-Angaben sind im Irak seit Jahresbeginn rund 5.600 Zivilisten getötet worden.