Ö1-Leitung: Wrabetz will Entscheidung, „die breiter mitgetragen wird“
Wien (APA) - Seit 1. März ist die Programmleitung des ORF-Radios Ö1 vakant. Der Empfehlung von Radiodirektor Karl Amon ist ORF-Generaldirekt...
Wien (APA) - Seit 1. März ist die Programmleitung des ORF-Radios Ö1 vakant. Der Empfehlung von Radiodirektor Karl Amon ist ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bisher nicht gefolgt. „Ich treffe lieber eine gute und ausgewogene Entscheidung, die breiter mitgetragen wird, als eine rasche“, erklärte Wrabetz gegenüber „derStandard.at“. Außerdem verfüge der Sender über eine interimistische Führung.
Mit ein Grund für die Verzögerung der Entscheidung dürfte auch sein, dass Amon und die Redakteursvertretung für verschiedene Personen votiert haben. „Und Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser hat zurecht darauf hingewiesen, dass derzeit nur eine Programmkoordination ausgeschrieben ist, kein ‚Ö1-Chef‘. All diese Gesichtspunkte muss man vereinen“, betonte der ORF-Generaldirektor.
Der ORF steht angesichts der Zusammenführung der Wiener Standorte sowie des Eurovision Song Contests (ESC) vor großen Herausforderungen. Ein trimedialer Newsroom erfordere auch neue Strukturen, wobei man in den nächsten zwei Jahren klären wolle, „wie diese Matrix funktioniert“. Ob die bestehenden Direktionen davon betroffen sein könnten, wollte Wrabetz nicht dezidiert sagen. Eine personelle Änderung vor der nächsten ORF-Wahl 2016 kann er sich zwar personell nicht vorstellen. „Aber ich würde nicht ausschließen, dass Zuständigkeiten unter den Direktionen anders organisiert werden.“
In punkto Song Contest hielt der ORF-Chef fest, dass derzeit keine Rankings vorliegen, „die Relevanz haben“. Ob Wien, Graz oder Innsbruck zum Zug kommen, hänge von vielen Faktoren ab. Dass der Song Contest ein Geschäft für den ORF werde, sei wiederum „nicht sehr wahrscheinlich“. Das restliche Programm werde unter den finanziellen Aufwendungen für den ESC allerdings nicht leiden: „Aus dem Titel Song Contest kommt es zu keinen Einsparprogrammen in anderen Bereichen.“
Den Einstieg beim Online-Videoportal Flimmit sieht Wrabetz nicht nur aus einer inhaltlichen Perspektive, sondern betonte auch dessen Funktion als „technischer Dienstleister“. Darüber ließen sich auch für Dritte On-Demand-Portale abwickeln, etwa im Klassikbereich. Diesbezüglich könnte man „in Partnerschaft“ etwas auf die Beine stellen, was „unter Umständen sogar eine globale Nische“ bedienen würde. Bezüglich der Vermarktung von ORF-Videoinhalten auf Plattformen anderer Medien befinde man sich weiterhin in Gesprächen. „Und es wäre gut, wenn wir heuer starten könnten. Man sollte Zusammenarbeit österreichischer Medienhäuser in bestimmten Bereichen nicht nur als sinnvoll erkennen - sondern sie auch einmal umsetzen.“
Ein anderes Projekt ist wiederum ein bundesweit ausgestrahlter Regionalfernsehkanal, den Wrabetz zuletzt wieder in Aussicht gestellt hat. Dabei gehe es nicht um einen Kanal, „der in Endlosschleife Pressekonferenzen von Landeshauptleuten überträgt“, sondern um „vielfältigen, regionalen, landschaftlichen, kulinarischen Content, garniert mit dem vorhandenen Informationsangebot, eventuell etwas anders verpackt und ergänzt“. Dieses „attraktive Zusatzangebot“ wäre aus seiner Sicht „sicher unterhaltlicher als ORF III“, so der ORF-Generaldirektor gegenüber „derStandard.at“.
~ WEB http://orf.at ~ APA539 2014-07-25/18:30