Bayreuther Festspiele begannen mit Bühnenpanne und Buh-Rufen
Bayreuth (APA/dpa) - Mit der Wiederaufnahme der Oper „Tannhäuser“ sind am Freitag in Bayreuth die 103. Richard-Wagner-Festspiele eröffnet wo...
Bayreuth (APA/dpa) - Mit der Wiederaufnahme der Oper „Tannhäuser“ sind am Freitag in Bayreuth die 103. Richard-Wagner-Festspiele eröffnet worden. Ein Technikproblem stoppte aber nach kaum 20 Minuten den Auftakt des Wagner-Festivals. Für die umstrittene Inszenierung aus dem Jahr 2011 von Sebastian Baumgarten gab es am Ende ein Buh-Konzert vom Publikum, darunter wieder Dutzende Prominente.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), an der Spitze der Ehrengäste, zeigte sich kurz nach Ende der Aufführung dennoch angetan: „Mir hat dieses Mal auch die Inszenierung insgesamt recht gut gefallen. Beim ersten Mal war sie für mich noch sehr gewöhnungsbedürftig. Heute war ich im Reinen damit.“ Zur Technikpanne sagte Seehofer: „Ich habe an vielen Stellen gesagt: Wenn uns das in der Politik passiert wäre, dann hätten wir anschließend gesagt, das gehört zur Inszenierung.“
Bei der Aufführung der Oper hatte es nach Augenzeugenberichten am Nachmittag zweimal geknallt. Streben brachen aus einem beweglichen Käfig, der den Venusberg symbolisiert. Der Käfig auf der Bühne hätte sich heben sollen, erreichte Zuschauern zufolge aber nicht die vorgesehene Höhe. Die Gäste mussten aus Sicherheitsgründen das Festspielhaus verlassen. Nach der etwa 40-minütigen Zwangspause improvisierten die Akteure die erste Szene nach der Ouvertüre ohne dieses Requisit. Mitarbeiter und Besucher sagten, sie könnten sich an keine technische Panne erinnern, die eine Bayreuther Aufführung in den vergangenen Jahrzehnten derart gestört hätte.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war der Eröffnung diesmal aus Termingründen ferngeblieben, will aber noch zur Ring-Aufführung nach Bayreuth kommen. Seehofer schickte Merkel nach eigenen Worten in der Pause eine SMS: „Erstens: Wenn sie nicht da ist, dann funktioniert‘s halt nicht. Und zweitens: Wir brauchen mehr Kulturhilfe aus Berlin“, sagte Seehofer. Die Kanzlerin habe ihm ein Smiley zurückgeschickt. Die genaue Ursache der „Tannhäuser“-Panne blieb zunächst unklar.
Baumgartens „Tannhäuser“ hatte es von Anfang an nicht leicht beim Bayreuther Publikum. Bereits im Premierenjahr 2011 wurde die Inszenierung, die in einer Biogasanlage spielt, von den Zuschauern gnadenlos niedergebuht und von der Kritik verrissen. Inzwischen ist auch klar, dass Baumgartens „Tannhäuser“ 2015 vom Bayreuther Spielplan weichen muss - nach verhältnismäßig kurzer Verweildauer.
Dutzende Prominente waren am Freitag wieder auf den Festspielhügel gepilgert. Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe begrüßte die Ehrengäste. In einem hellen Kleid mit hohem Kragen, darüber eine Bolero-Jacke, stahl sie den Promis ein wenig die Show. Der bayerische Ministerpräsident ging ebenso wie sein Vorvorgänger Edmund Stoiber (beide CSU) auf die vielen Schaulustigen zu. Sie schüttelten Hände und gaben Autogramme. Für Gelächter sorgte der Sänger Roberto Blanco. Er kam nicht wie die meisten Promis in einer edlen Limousine, sondern fuhr am roten Teppich mit einem schlichten Taxi vor.
Die Wagner-Festspiele dauern bis zum 28. August. Zu den insgesamt 30 Opernaufführungen werden 58.000 Zuschauer erwartet. Auf dem Spielplan stehen neben der Oper „Tannhäuser“ drei weitere Hauptwerke Richard Wagners: „Der Ring des Nibelungen“, „Der fliegende Holländer“ und „Lohengrin“. Außerdem wird „Tannhäuser“ am 12. August erstmals live aus dem Festspielhaus bundesweit in zahlreichen Multiplexkinos übertragen.