Wogen um Natura-2000-Ausweisung der Isel gehen in Tirol weiter hoch
Innsbruck/Lienz (APA) - In der Diskussion um die Natura-2000-Ausweisung der Isel in Osttirol gehen die Wogen weiter hoch. Bürgermeister von ...
Innsbruck/Lienz (APA) - In der Diskussion um die Natura-2000-Ausweisung der Isel in Osttirol gehen die Wogen weiter hoch. Bürgermeister von betroffenen Gemeinden attackierten am Samstag die Grüne LHStv. Ingrid Felipe sowie jene vom Land bestellten Experten, die eine großflächige Unterschutzstellung vorgeschlagen hatten. Letztere seien „in höchstem Maße befangen“, sagte der Matreier Bürgermeister Andreas Köll zur APA.
Diese Experten eines Lienzer Naturraumplanungs-Büros wären nämlich bei früheren Gutachten, etwa für den Tiroler Landesergieversorger Tiwag oder die Felbertauernstraßen AG, zu vollkommen anderen Schlussfolgerungen gekommen als nunmehr beim Auftrag des Landes, kritisierten die Bürgermeister bei einer Pressekonferenz im Osttiroler Virgen. Damals hätte man in Bezug auf das Tauerntal bzw. den Tauernbach, einem Zubringer der Isel, noch keine Schutzgüter eingemahnt, die angeblich durch einen Eingriff berührt würden und keinen „Natura-2000-Bedarf“ gesehen. Nunmehr spreche sich das Büro plötzlich für eine Natura-2000-Nachnominierung aus, argwöhnte Köll.
Ins Visier nahm der frühere ÖAAB-Landesobmann und LAbg. in diesem Zusammenhang auch Felipe. Er habe „den Verdacht“, dass es vonseiten der LHStv. eine politische Einflussnahme auf den Gutachter gegeben habe. Dies sei jedenfalls nicht auszuschließen. Belege hiefür konnte Köll jedoch keine vorlegen.
Der ÖVP-Bundesrat sah durch den Vorschlag des Landes, der eine Ausweisung der gesamten Isel und der „Kernhabitate“ vorsieht, zudem gar den derzeitigen Neubau der Felbertauernstraße gefährdet. Aufgrund des von LHStv. Felipe präsentierten Planes würde das gesamte Tauerntal zum Natura-2000-Gebiet erklärt. Dies hätte nach geltendem EU-Recht eine Naturverträglichkeitsprüfung zur Folge, argumentierte Köll. Schließlich werde teilweise sogar bis zu einem Meter vom Tauernbach entfernt gebaut. Der Vorstandsdirektor der Felbertauernstraßen AG, Karl Poppeller, werde deshalb am Montag ein Warnschreiben verschicken. „Es ist ein Wahnsinn, was das Land gemacht hat“, polterte Köll.
Poppeller erklärte gegenüber der APA, dass die Situation am Montag noch eingehend geprüft und dann die Entscheidung über ein Warnschreiben an Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) als Aufsichtsratsvorsitzenden und die Eigentümer der AG fallen werde. Der Vorstandsdirektor betonte aber, dass ein geplantes Natura-2000-Gebiet unter dieselben naturschutzrechtlichen Bestimmungen falle wie ein bereits bestehendes. Die nach einem massiven Geröllsturz projektierte neue Trasse soll Mitte 2015 eröffnet werden.
Mit offener Kritik an Landeshauptmann Günther Platter und der ÖVP-Landesparteispitze sparte Köll indes. Entgegen Äußerungen Felipes habe Platter ihm gesagt, dass es sich beim Vorschlag der Abteilung Umweltschutz des Landes um keinen Regierungsvorschlag handle. „Felipe sagt etwas anderes als der Landeshauptmann“, meinte der Bürgermeister von Matrei in Osttirol. Es sei nicht sein Ziel, die schwarz-grüne Koalition in Schwierigkeiten zu bringen, beteuerte Köll. Der Schaden sei aber angerichtet, es handle sich um ein „politisches Erdbeben“.