Papst zelebrierte Messe in Camorra-Hochburg Caserta

Neapel (APA) - Papst Franziskus hat am Samstagnachmittag die süditalienische Stadt Caserta besucht, die als Hochburg der Camorra, dem neapol...

Neapel (APA) - Papst Franziskus hat am Samstagnachmittag die süditalienische Stadt Caserta besucht, die als Hochburg der Camorra, dem neapolitanischen Arm der Mafia, bekannt ist. Vor 200.000 Gläubigen zelebrierte der Heilige Vater zum Gedenktag der heiligen Anna eine Messe vor dem barocken Königspalast von Caserta, etwa 40 Kilometer nördlich von Neapel.

Die „Reggia“ von Caserta aus dem 18. Jahrhundert ist eines der größten Schlösser Europas und wurde als Residenz der Bourbonen für deren Herrschaft über die Königreiche Neapel und Sizilien errichtet. Seit Dezember 1997 gehört der Palast zum UNESCO-Welterbe.

Der Papst traf in Caserta mit Eltern zusammen, deren Kinder an Tumorerkrankungen infolge der Umweltbelastung in der Gegend gestorben sind. Die Provinz von Caserta ist in Italien auch als „Feuerland“ (Terra dei Fuochi) bekannt. Der Name leitet sich von den Hunderten von brennenden Mülldeponien ab, wo die sogenannte Öko-Mafia riesige Mengen von Haushalts- und Industriemüll sowie Sonderabfall illegal ablagert und verbrennt und dies mit gravierenden gesundheitlichen Folgen für die Bewohner.

Das Geschäft mit der Müllentsorgung wird von einigen Camorra-Clans beherrscht. Beim Hubschrauber-Flug vom Vatikan nach Caserta wurden dem Papst aus der Luft die brennenden Mülldeponien gezeigt. „Es ist schrecklich, dass ein derart schönes Land so ruiniert wird“, kommentierte der Heilige Vater.

Internationale Aufmerksamkeit fand die Region zwischen Caserta und Neapel durch den Bestsellerautor Roberto Saviano, der in seinem Buch „Gomorrha“ von 2006 über die Camorra schrieb. Der Papstbesuch findet unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen statt.

Nach der Messe fliegt der Pontifex am Samstagabend wieder in den Vatikan zurück, wird jedoch am Montag wieder zu einem privaten Kurzbesuch nach Caserta zurückkehren. Der Papst wird wieder per Hubschrauber in die süditalienische Stadt fliegen. Er wird dabei privat den protestantischen Pastor Giovanni Traettino und seine Gemeinschaft besuchen.

Es ist die zweite Reise binnen eines Monats, die der Papst in eine von der Mafia schwer belastete Region Süditaliens unternimmt. Am 21. Juni hatte er in Cassano allo Jonio in Kalabrien in einer eindringlichen Ansprache das Organisierte Verbrechen verurteilt und Mafiosi exkommuniziert. Am 6. Juli war Franziskus nach Molise gereist, wo er unter anderem die Hauptstadt Campobasso besuchte. Molise ist die zweitkleinste Region Italiens und ist von hoher Arbeitslosigkeit betroffen.