Genua begrüßt Costa Concordia: Hafen hofft auf Neubeginn nach Krise
Genua (APA) - Hunderte Schaulustige versammelten sich Sonntag früh unweit des Hafens von Genua, um das Eintreffen des 2012 havarierten Kreuz...
Genua (APA) - Hunderte Schaulustige versammelten sich Sonntag früh unweit des Hafens von Genua, um das Eintreffen des 2012 havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia zu beobachten. Das größte Passagierschiff, das jemals in der Geschichte der Schifffahrt havariert wurde, ist in die Stadt zurückgekehrt, in der es für 450 Millionen Euro gebaut und 2006 eingeweiht worden war.
„Die Costa Concordia ist nach Hause zurückgekehrt“, sagte Genuas Hafenpräsident Luigi Merlo. Genua könne jetzt sein technisches Know-how unter Beweis stellen. Der Bau und die Verschrottung großer Schiffe seien aus Europa zum Großteil nach Asien abgewandert. Jetzt könnte das aber wieder ein wichtiges Segment für die europäische Industrie werden.
Für den Hafen Genua, der in den letzten Jahren die Auswirkungen der Krise in Italien schmerzhaft zu spüren bekommen hat, ist die Ankunft der Costa Concordia ein Segen. Zwei Jahre lang sollen einige hundert Arbeiter mit dem Abwracken beschäftigt sein und damit über sichere Arbeitsplätze in einer Stadt mit hoher Arbeitslosigkeit verfügen. Bis zu 100 Millionen Euro wird der Reederei Costa Crociere, Betreiberin des havarierten Schiffes, das Verschrotten kosten. Um das Abwracken hatten sich zahlreiche Häfen von der Türkei bis Norwegen beworben. Die Regierung Renzi hatte jedoch auf das Verschrotten des Wracks in Italien gedrängt.
Zuerst wird das Wrack an der Kaimauer vertäut. Ein paar Tage später wird es weiter in das Innere des Hafens verlegt, wo das Wrack verkleinert wird, damit es schließlich in das Trockendock passt. Die Endstation für das Kreuzfahrtschiff ist ein 277 Meter langes und 40 Meter breites Becken, in dem die Costa Concordia in 15.000 Einzelteile zerlegt werden soll. 80 Prozent des Schrotts wird recycelt.
Der Auftrag zum Abwracken erhielt ein Konsortium der italienischen Ölfirma Saipem und der genuesischen Unternehmen Mariotti und San Giorgio. Um die Costa Concordia sollen Barrieren errichtet werden, um zu verhindern, dass gefährliche Stoffe ins Wasser gelangen. In einer ersten Phase sollen Möbel und die gesamte Inneneinrichtung der Costa Concordia entfernt werden. Erst danach kann die Abwrackung beginnen.
Der Hafen Genua ist von seiner flächenmäßigen Ausdehnung und seinen Umschlagszahlen der größte Seehafen in Italien und gehört zu den aktivsten Häfen am Mittelmeer. Die 13 Terminals für den Güterumschlag und für den Passagierverkehr werden von den wichtigsten Schifffahrtsgesellschaften angesteuert. Es bestehen Verbindungen zu fast allen Häfen der Welt. Als ehemaliger Naturhafen im Einzugsgebiet der am stärksten industrialisierten Regionen Norditaliens liegt der Hafen von Genua in einer strategisch günstigen Lage zum italienischen und zum europäischen Hinterland.