Dolls Rückkehr zu Horvath: Badener „Geschichten aus dem Wiener Wald“

Baden (APA) - Nur wenige Tage nach der Uraufführung der Opernversion von HK Gruber in Bregenz ist am Samstagabend in der Sommerarena Baden Ö...

Baden (APA) - Nur wenige Tage nach der Uraufführung der Opernversion von HK Gruber in Bregenz ist am Samstagabend in der Sommerarena Baden Ödön von Horvaths Volksstück „Geschichten aus dem Wiener Wald“ in der Inszenierung von Birgit Doll und in Kooperation mit dem Landestheater NÖ zur Premiere gelangt. Sozusagen ein Comeback: Doll hat in der legendären Schell-Verfilmung 1979 die Marianne gespielt.

Der Tod ist ständiger Begleiter: Ein Marionettenspieler mit einem kleinen weißen Plastikskelett am Gängelband eröffnet den Abend. Es ist der famose Hans Tschiritsch, der gemeinsam mit Franz Haselsteiner die von Peter Kaizar nach einschlägigen Motiven beigestellte Bühnenmusik realisiert, wie Zeitlupen-Derwische umherwandernd und u.a. mit singender Säge, Maultrommel, Toy Piano und Melodica eine Atmosphäre von träger Schwüle verströmend.

Diese Atmosphäre der Langsamkeit scheint sich auf das Stück insgesamt zu legen. Das ist praktisch, wenn es um die berühmten Horvath‘schen Pausen geht, aber manchmal nachteilig, wenn z. B. die Umbauten zwischen den Szenen relativ viel Zeit brauchen. Aus rollbaren Mobiles gestalteten Conrad Moritz Reinhardt und Elisabeth Vogetseder das Bühnenbild vor einem mit teilweise abgestürzten, seitenverkehrten Leuchtversalien drapierten Hintergrund.

„Jedes Wort muss hochdeutsch gesprochen werden, allerdings so, wie jemand, der sonst nur Dialekt spricht“: Die wichtige Forderung Horvaths ist oft der zentrale Knackpunkt im Tonfall einer Produktion. Diese Problematik ist auch in Baden spürbar. Davon abgesehen ist ein bemühtes Ensemble zu erleben. Swintha Gersthofer als von Anbeginn trotzige Marianne hat sehr starke Momente, etwa in ihren emotionalen Ausbrüchen oder wenn die Stimme bebend bricht im Lied vom „Mädel von der Wachau“. Als Valerie wird Ulli Maier zu Recht akklamiert, den Hallodri Alfred gibt Dominic Oley eher zurückhaltend, Hilde Ruthner ist die trefflich bösartige Großmutter, Christine Jirku die leidende Mutter, Michael Scherff ein kaum abgründiger Zauberkönig, Wojo van Brouwer ein wenig gefährlicher Fleischhauer Oskar. „Das Unheimliche muss da sein“ (Horvath): In Baden bedarf es sehr der Musik, um ja keine Harmlosigkeit aufkommen zu lassen.

(S E R V I C E - Bühne Baden, Sommerarena: Ödön von Horvath, Geschichten aus dem Wiener Wald. Regie: Birgit Doll, mit Swintha Gersthofer, Ulli Maier, Hilde Ruthner, Dominic Oley, Christine Jirku, Michael Scherff, Wojo van Brouwer. Weitere Aufführungen am 1., 7., 22. und 30. August, Tickets und Information: Tel. 02252/22522, www.buehnebaden.at. Übernahme am Landestheater NÖ in St. Pölten ab 11. Oktober 2014, www.landestheater.net)