Salzburger Festspiele: Walter Kappachers „Abschied“ über Trakl

Salzburg (APA) - Walter Kappacher schreibt für die Salzburger Festspiele. Der 75-jährige Salzburger Autor hat sich mit dem Dichter Georg Tra...

Salzburg (APA) - Walter Kappacher schreibt für die Salzburger Festspiele. Der 75-jährige Salzburger Autor hat sich mit dem Dichter Georg Trakl beschäftigt, der sich vor hundert Jahren das Leben nahm, weil er die Kriegsgräuel nicht ertragen hat. Und genau diese letzten Tage und Stunden im Feldlazarett des ostgalizischen Dorfes Grodek sind es, die Kappacher für sein Drama mit dem Titel „Abschied“ gewählt hat.

„Der Werkauftrag der Festspiele hat sich gar nicht auf Trakl bezogen“, erklärte der Autor im Gespräch mit der APA. „Ursprünglich wollte Bechtolf (Sven-Eric Bechtolf, Schauspielchef der Salzburger Festspiele, Anm.) einen Text über den Ersten Weltkrieg. Da habe ich zwei Monate hin und her überlegt und schließlich meine Zusage, ein Stück zu schreiben, widerrufen. Denn ich war nicht im Krieg, und von anderen irgendetwas abschreiben, das kam für mich nicht infrage“, sagte Kappacher. Aber Bechtolf habe diese Absage nicht akzeptiert. „Wie wir dann auf Trakl gekommen sind, weiß ich selbst nicht mehr. Aber plötzlich hab ich das Thema begriffen, und da war auch die Verbindung zum Ersten Weltkrieg.“

Walter Kappacher, Büchner-Preisträger des Jahres 2009, hat immer schon Trakl gelesen. Diesen schwierigen, sperrigen Lyriker, dessen Namen jeder kennt und dessen Gedichte so wenig gelesen werden. „Diese Gedichte haben mich vor Jahrzehnten maßlos beeindruckt, und so ist es geblieben“, sagte Kappacher, dessen Text eine Mischung aus Fakten und Fiktion ist, weil „ja kein Mensch wissen kann, was da zum Beispiel in der psychiatrischen Abteilung des Krakauer Krankenhauses geschehen ist“.

Kappachers erste Textfassung vom vergangenen November war ein Theaterstück für drei Schauspieler. Aber auch da hat sich Bechtolf eingebracht und zum Ein-Personen-Drama gedrängt. „Ich habe zugesagt, weil ich glaubte, das lässt sich ganz einfach und schnell umarbeiten. Aber da hab ich mich getäuscht, am Ende habe ich den gesamten Text neu verfasst“, erzählte der Schriftsteller.

Bei den Proben für das Stück mit dem französischen Team um Regisseur Nicolas Charaux will Kappacher nur dabei sein, „wenn es gewünscht wird. Wenn nicht, gebe ich die Verantwortung ab, ich vertraue dem Regieteam und dem Schauspieler Paul Herwig hundertprozentig“, sagte Kappacher im Kaffeehaus in der ARGEkultur, wo „Abschied“ am 15. August uraufgeführt wird. Und plötzlich, wie auf Stichwort, kommen junge Leute an den Interviewtisch und stellen sich als Regisseur, Regieassistent und Bühnenbildnerin vor. Man kennt sich kaum und nutzt die Chance.

Nicolas Charaux, der monatelang im Kappacher-Text über Trakl, „herumgeforscht“ hat, erzählte von der jetzt konkreten Auseinandersetzung mit dem in Frankreich überraschend populären Dichter. „Wenn man ‚Abschied‘ liest, dauert das zwei Stunden, genauso lang wie der ‚Jedermann‘“, sagte Charaux. „Und gesprochen durch den Schauspieler ist das Stück noch einmal deutlich länger. Natürlich haben wir den Text bearbeitet, also gekürzt, das war unvermeidbar“, erklärte der französische Jung-Regisseur. Aber Kappacher beunruhigte das nicht im geringsten. „Wenn ein Text fertig ist, interessiert er mich im Grunde kaum noch. Ich haben meinen Kopf ohnehin schon bei einem neuen Projekt.“

Doch ganz aus Kappachers Sinn ist „Abschied“ dann doch nicht. Immerhin, man hat Probetermine lose vereinbart, und „vielleicht“, so der Autor zum Abschied, „schaue wirklich einmal vorbei“.

Das sollte auch vom Publikum tun, wer kann, denn „Abschied“ von Walter Kappacher gibt es nicht als Buch zu kaufen. „Ich weiß noch nicht, ob das Verlegen dieses Textes richtig wäre. Ich warte jetzt einmal ab, wie die Resonanz darauf ausfällt. Konkret geplant ist jedenfalls nichts.“

(Das Gespräch führte Christoph Lindenbauer/APA)

(S E R V I C E - „Abschied“ von Walter Kappacher, Auftragswerk der Salzburger Festspiele. Uraufführung beim Young Directors Project in der Regie von Nicolas Charaux am 15. August in der ARGEkultur, Bühne und Kostüme: Pia Greven. Mit: Paul Herwig. Die weiteren Vorstellungstermine: 17., 18., 20. und 24, August. Karten: 0662 / 8045-500, http://www.salzburgfestival.at)