1914/2014 - Am Vorabend des Krieges blieb Serbien ohne Handelsflotte
Belgrad/Wien (APA) - Am Vorabend des Beginns des Großen Krieges am 28. Juli 1914 blieb Serbien praktisch ohne die gesamte Handelsflotte. Die...
Belgrad/Wien (APA) - Am Vorabend des Beginns des Großen Krieges am 28. Juli 1914 blieb Serbien praktisch ohne die gesamte Handelsflotte. Die Schuld trägt die Serbische Schifffahrtsgesellschaft selbst. Sie war nämlich bemüht, ihre Handelsschiffe, die sich zu jenem Zeitpunkt im rumänischen Orsova, oberhalb des Eisernen Tores, befanden, noch vor dem Kriegsausbruch nach Serbien zu holen.
Die Hafenbehörden von Orsova wurden offiziell aufgefordert, zehn Lotsen zur Verfügung zu stellen, die die serbische Handelsflotte in der Nacht vom 26. auf 27. Juli durch das Eiserne Tor, den gefährlichsten Flussabschnitt an der Donau, führen würden. Die österreichisch-ungarische Flotte hatte die Information wohl mitbekommen. Beim serbischen Gornji Milanovac wurden die meisten Schiffe von österreichischen Soldaten gekapert.
Zur Handelsflotte gehörte auch das Schiff Sumadija, dessen Kapitän Bora Putnik, ein Sohn des serbischen Generalstabchefs Radomir Putnik, war.
Seine Festnahme am 27. Juli wurde laut damaligen Berichten österreichisch-ungarischer Medien als „großer Sieg“ gefeiert. Putnik blieb bis 1918 im österreichisch-ungarischen Gefangenenlager in Arad. Er soll, wie serbische Medien nun berichteten, abgelehnt haben, die Kriegsjahre in einem ihm von Österreich-Ungarn zur Verfügung gestellten Villa zu verbringen und schloss sich seinen Matrosen im Gefangenenlager an.
Seinen Vater, den bereits 67-jährigen Radomir Putnik, ereilte der Kriegsbeginn am 28. Juli 1914 in Bad Gleichenberg, wo er sich wie alljährlich zur Kur befand. Kaiser Franz Joseph höchst persönlich soll angeordnet haben, dem serbischen Generalstabschef eine freie Ausreise in die Heimat zu ermöglichen.