Der letzte Flug: Der Tod von Saint-Exupery bleibt rätselhaft
Paris (APA/dpa) - Klare Sicht, kaum Wind: Die Flugbedingungen am 31. Juli 1944 waren gut, als Antoine de Saint-Exupery mit seiner Lockheed P...
Paris (APA/dpa) - Klare Sicht, kaum Wind: Die Flugbedingungen am 31. Juli 1944 waren gut, als Antoine de Saint-Exupery mit seiner Lockheed P-38 Lightning abhob. Der „Kleine Prinz“-Autor und Berufspilot war auf einen Aufklärungsflug von Bastia-Borgo nach Grenoble gestartet, von dem er nicht zurückkehrte. 70 Jahre später gibt sein Verschwinden weiterhin Rätsel auf, von seinen Überresten fehlt noch heute jede Spur.
Das Leben Saint-Exuperys geht mit 44 Jahren so mysteriös zu Ende wie das seines Helden, der in der 1943 in New York veröffentlichten Erzählung einfach verschwindet. „Es wird aussehen, als wäre ich tot, und das wird nicht wahr sein“, legte der Autor seinem Prinzen von einem anderen Stern in den Mund, bevor dieser sich von einer Giftschlange beißen lässt. Der kleine Abenteurer, der auf die Erde gefallen war, hoffte auf diesem Weg wieder zu seiner geliebten Rose und seinem Asteroiden zu gelangen.
Der letzte Flug Saint-Exuperys endete nahe der Insel Riou vor Marseille. Ein Experte konnte im Mai 2000 die in 50 bis 80 Meter Meerestiefe geborgenen Wrackteile eindeutig identifizieren. Zu der Fundstelle hatte ein stark verkrustetes Armband geführt, das ein Fischer im September 1998 in seinem Netz entdeckte. Unter den Seepocken kam eindeutig der eingravierte Name zum Vorschein: Antoine de Saint-Exupery.
Der leidenschaftliche Flieger hat vielen notgelandeten Piloten das Leben gerettet. Dafür bekam er 1930 den höchsten an Zivilisten vergebenen Orden Frankreichs, den „Chevalier de Legion d‘Honneur“. Er selbst stürzte mehrmals ab und wurde schwer verletzt. Seine Mission an jenem 31. Juli sollte seine letzte sein. Saint-Exupery war mittlerweile zu alt und seine Flugkünste waren nach den langen Genesungspausen nicht mehr die besten. Als er seinen letzten Flug antrat, litt der Autor an Depressionen, wie Briefe aus dieser Zeit belegen.
Menschliches oder technisches Versagen, aber auch Selbstmord galten lange als mögliche Unfallursachen, bis 2008 der frühere deutsche Jagdflieger Horst Rippert öffentlich gestand, den Schöpfer des „Kleinen Prinzen“ vom Himmel geschossen zu haben. „Sie können aufhören zu suchen. Ich habe Saint-Exupery abgeschossen“, bekannte der mittlerweile verstorbene ZDF-Sportreporter. Beweise dafür gibt es keine. Rippert flog allein und die Abschussberichte seiner Einheit gingen beim Rückzug der Wehrmacht ab Juni 1944 verloren.
Warum er mehr als ein halbes Jahrhundert schwieg? Er habe weder Stolz noch Ehre empfunden, als er bei einem Aufklärungsflug über dem Meer das französische Hoheitszeichen auf dem Flugzeug gesehen und auf die Tragfläche geschossen habe. „Hätte ich gewusst, wer im Flugzeug saß, hätte ich nicht geschossen. Nicht auf diesen Mann“, erklärte er damals den deutschen Medien.
Die sterblichen Überreste Saint-Exuperys wurden bisher nicht gefunden. Auch darüber, warum er den Kurs geändert hat, lässt sich weiter spekulieren. Fragen, die der Schriftsteller mit in sein Grab genommen hat, der nur ein Jahr nach seinem „Kleinen Prinzen“ verschwunden ist.